Das Internet auf dem Campingplatz schwankt zwischen LTE und Edge. WLAN, sagt die Betreiberin, kommt noch.
Sie hat mich gar nicht gefragt, von wo nach wo ich fahre. Sondern gleich erzählt von ihren Radtouren in der Umgebung. Von ihrem Plan eine Radkarte zu erstellen. Sie wohnt gegenüber der Rezeption, mit zwei Katzen in einem Häuschen. Und ist, so scheint es mir, ganz glücklich.
Wenn man auf zufriedene Menschen trifft, dann ist das wie ein Geschenk. Sie lassen alles in einem guten Licht erscheinen. Die Einfachheit des schattigen Campingplatzes in Irfersgrün? Macht nichts, ist schön hier.
Halb eins fahre ich los, einen Ort mit mehr Sonne und stabilem LTE suchen. Über ein paar Felder hoch auf den Berg, wo eine Bank auf mich wartet. Routiniert kopiere ich den Text aus den Notizen ins Webformular, füge ein Beitragsbild hinzu, ändere das Datum, wähle weitere Bilder und setze Absätze. In der Vorschau ansehen und auf Veröffentlichen klicken. Fertig ist ein weiterer Tag.
Umso weiter ich nach unten komme, umso ebener breitet sich die Landschaft vor mir aus. Die Sonne scheint, ich schiebe ein letztes Mal einen Berg hinunter. Neben mir Fichtenwald, der duftet.
Bei einer kleinen Bäckerei gibt es zwar kein Vollkornbrot oder -brötchen dafür aber Kartoffelkuchen und Leberwurst (wer die wohl bekommen wird).
Einpacken und weiterfahren.
Ein Jugendlicher ruft mir hinterher „sportlich, sportlich“. Ich antworte mit einem breiten „nu, glor“ (versteht er sicher auch).
In Werdau fahre ich in der Stadt vorbei, Läden, die leer stehen oder mit altertümlicher Werbung versehen. Wie runter der Osten teilweise noch ist, nicht zu vergleichen mit den Städten in Bayern.
Und weiter an der Pleiße, die hier in der Nähe entspringt. Ich komme gut vorwärts, sehr schön hier in der Sonne zu radeln. Trotzdem treffe ich kaum andere Radfahrer*innen, scheinen alle mit dem Auto unterwegs zu sein (was ich auf einem kurzen Bundesstraßenabschnitt auch merke).
Vieles kommt mir jetzt bekannt vor, der Fluß (der ja auch durch Leipzig fließt), die Produkte (wie Bad Brambacher), die Schilder (B86). Auf einem Radwegeschild steht, noch 56 Kilometer nach Leipzig.
In einem Dorf kurz vor Altenburg kläfft und läuft ein Hund am Zaun entlang. Er springt mit den Vorderpfoten auf eine flache Mauer, sieht aus wie eine Mischung aus Pitbull und Bernhardiner. Mein Anblick und meine Bewegung machen ihn richtig aggressiv, jeden Moment könnte er wütend die Mauer überspringen (und mir in die nackten Waden beißen). Er springt nicht, aber zurück bleibt die Frage, ob das wirklich sein muss, solche Tiere.
In Altenburg beschließe ich mir für die nächste Nacht eine günstige Pension zu buchen. Die Zeit bis zur Bestätigung schiebe ich das Rad über Kopfsteinpflaster in die Innenstadt hoch.
Die Straße am Markt ist nicht eben, sondern fällt auf einer Seite leicht ab. Es gibt nur ein Restaurant, den Ratskeller. Ich beschließe hier ein Bier zu trinken, auf mich und das Ende der Tour. Und darauf, dass ich bald zu Hause bin (worauf ich mich freue).
Inzwischen habe ich eine Mail mit dem Türcode bekommen. Noch alles reintragen (2. Stock, uffda) und dann etwas essen. Ich konnte heimlich das Rad mit in den Wohnungsflur nehmen, gibt ein ruhiges Gefühl für die Nacht. Das Zimmer ist sehr klein, aber schön still. Friedlich schlafe ich ein.