Umso näher ich Tschechien komme, umso einfacher werden die Häuser. Sie sind anders gestrichen, in viel lebhafteren Farben als bisher. Direkt dahinter hört der Radweg auf, dafür gibt es jetzt Restaurants, Tankstellen, Wechselstuben, Casinos, Apotheken und Straßenstände.
An einem: Heidelbeeren, Steinpilze, eingelegtes Gemüse, Schnaps und, was ich kaufe, Walnüsse (200 g, 2,20 Euro) und eine Biermarmelade (kostet 2 Euro, bin neugierig wie sie schmeckt).
Nur wenige Kilometer weiter beginnt bereits Eger (tschechisch: Cheb). Auf breiten Radwegen gelange ich an Neubaublocks entlang in die kleine Altstadt.
Am Marktplatz reihen sich die Restaurants aneinander, alles steht zusätzlich auf deutsch da. Hier lässt sich gut Essen und Trinken, wie es auch einige Radfahrende tun (und die, während ich aufs Klo gehe, auf mein Fahrrad aufpassen). Doch ich bin erst 15 Kilometer gefahren und beschließe deshalb das Palatschinken essen auf später zu verschieben.
Auf eine der Straßen ist ein Achtungzeichen gesprüht, wahrscheinlich aus Warnung davor, dass die Straße jetzt schlecht wird. Die Wege hier an der Grenze sind bucklig, aber, immerhin, hervorragende Radwegebeschilderung. Ohne mich zu verfahren komme ich nach Tresen (Trebendorf), Skalná (Wildstein), Plesná (Fleißen) und Luby (Schönbach). Ich fotografiere alles, was irgendwie interessant oder anders ist. Den deutschen Gedenkstein von 1926 an die Opfer des 1. Weltkriegs. Die Radwegebeschilderung, die vor und nicht hinter der Einmündung steht.
Dadurch, dass die Sonne nicht scheint, ist es ein farbloser, stiller Tag in Tschechien. Hunde bellen vor den Häusern, es werden Gartenabfälle verbrannt. Und die Grillen, die zirpen (auch später noch, als es bereits nieselt).
An einer Mineralwasserstelle gibt es ein tiefes Loch (in dem das Wasser sprudelt).
Ich versuche nach den Vielessens-Tagen weniger zu mir zu nehmen, was mir auch mit ein wenig Anstrengung gelingt. Lasse den Hunger kommen, damit der Palatschinken gut reinpasst. Aber, Pech gehabt, das Restaurant im ersten Dorf hat zu und ist im zweiten nicht vorhanden. Bei google-maps sehe ich ein letztes Gasthaus kurz vor der Grenze. Auf dem Weg dorthin stelle ich mir einen dünn und soft gebackenen Palatschinken mit Joghurtcreme und Heidelbeersauce vor. Und dann:
Während ich stattdessen Obst, Nüsse und dunkle Schokolade esse, beginnt es leicht mit regnen. Im Niesel erreiche ich die Grenze, bei der keine Kontrollen stattfinden und bei der ausschließlich der Landkreis Vogtland ein Begrüßungsschild aufgestellt hat.
Nochmal kurz in den Supermarkt in Markneukirchen, von nun an regnet es richtig. Schnelle Fahrt zum Erlebnisbauernhof mit angeschlossenem Camping, einen Unterstand gefunden, gegessen. Zelt im Regen aufgebaut und geduscht. Große und kleine Regentropfen fallen aufs Zeltdach, klingt wie ein richtiges Trommelkonzert. Darüber schlafe ich ein.