Die Autobahn rauscht neben mir, aber ich fahre auf einsamer Straße. Nur wenige sind auf den Landstraßen in der Oberpfalz unterwegs (mit Auto oder Traktor).
Am Morgen habe ich noch mit der Krankenkasse telefoniert. Meine Anmeldung ist eingegangen, aber sie brauchen noch eine Bestätigung der Einreise, ein Zug- oder Flugticket, einen Stempel im Ausweis. Hab ich alles nicht. Schreibe einen handschriftlichen Zettel, dass ich am 10.08. mit dem Fahrrad nach Deutschland gekommen bin, unterschreibe, mache ein Foto und sende es per Mail. Am Abend bekomme ich Nachricht, dass die freiwillige Versicherung jetzt erfasst ist. (Kann ich also beruhigt nach Tschechien fahren).
Ich buche ein Zimmer, brauche ein richtiges Bett, Wärme und Trockenheit die nächste Nacht.
Alle denken, dass die Hochgebirge und vor allem die Alpen mit dem Fahrrad schwierig zu überwinden seien. Dabei sind es die Fahrten in den Mittelgebirgen, die so richtig in die Beine und an die Nerven gehen. Ein ständiges hoch und runter, die Muskeln schmerzen (vielleicht weil sie nie so richtig warm werden, vielleicht weil ich schon seit über drei Wochen jeden Tag fahre). Die Fahrt heute, anstrengend.
In Windischeschenbach (der Ort hieß wirklich so) stelle ich meine Vorderbremse nach. Ich nutze diese jetzt häufiger, da die Hinterbremse bei stärkerem Gebrauch Probleme macht (sie erwärmt sich, wird uneben und schleift). Ich hoffe, dass ich mit den Bremsen noch bis nach Leipzig komme.
Ich bin froh, dass ich mir in Regensburg noch Kopfhörer gekauft habe. Denn die Strecke, die führt immer wieder nah an der Autobahn entlang. Zeit, um Musik zu hören.
In einem dichten, einsamen Fichtenwald, auf dessen Boden nichts wächst außer Moos, setze ich die Musik ab. Nichts weiter ist hören als das Brummen der Motoren. Gruslig.
Nur selten begegnet mir jemand, ein*e Radfahrer*in, eine Spaziergänger*innen mit Hund. In einem Waldstück sehe ich einen Mann mit Pilzkorb laufen. Er schwenkt den Korb nach oben … nichts drin.
Das Wetter hat sich gebessert und ich genieße vor der Ankunft sogar noch Sonnenstrahlen.
Das Einzelzimmer ist sehr klein, aber schick. Ich nehme zwei Packungen Magnesium und hoffe, dass sich meine Beine bis morgen gut ausruhen. Halb elf schlafe ich ein.