Augsburg ist die ärmste Stadt Bayerns, aber in der Innenstadt ist nicht viel davon zu sehen. Alles rausgeputzt, die Fuggerbank mit großem Familienwappen, der Dom mit gotischem Eingangsportal und das Weberhaus mit einem bunten Mix aus Figuren und geometrischen Formen.
Daran geschrieben: „Der Mensch webt seine Gewebe, die Zeit webt die ihren.“ Wohl wahr.
Wenn auch sicher interessant, gehe ich nicht zur Fuggerei. Die älteste bestehende Sozialsiedlung der Welt inklusive Besucherzentrum richtig anzusehen, hätte einiges an Zeit benötigt.
Am Morgen habe ich noch die mechanischen Scheibenbremsen nachjustiert, aller 1.000 Kilometer ist das nötig (ganz schön oft).
Zur Mittagspause am Lech dann, Ankündigungstext für einen Vortrag am 9.10. in Chemnitz schreiben. Dabei entstehen die ersten Ideen, wie ich einem Publikum die Reise präsentieren könnte.
Eine Radgruppe älterer Herren fährt vorüber. Dann, in die entgegengesetzte Richtung, eine Damengruppe. Vielleicht beide vom ADFC organisiert.
Zwischen Lech und Lechkanal geht es auf gesandeten Wegen viele Kilometer geradeaus. Auf den Wiesen wächst Oregano, gleich mal was fürs Abendbrot mitnehmen.
In Meitingen ein Zwischenstopp an einem Getränkemarkt, Mehrwegplastik-Wasserflasche und ein regionales Bier (Unterbaarer) kaufen.
Die Verkäuferin ist sehr freundlich, genauso wie hier auffällig viele Menschen. Wir ratschen (wie es hier so schön heißt) ein bisschen über Schwaben (wozu dieser Landstrich gehört), über Sülze (regionale Spezialität) und Schnoogen (Stechmücken).
Später dann, an einem Hofladen geht es erst so richtig los.
Zwei ältere Damen verraten mir ihre Geheimnisse der Herstellung von sauren Gurken (exakt bei 92 Grad Einkochen). Als ich erzähle, dass ich seit dem Beginn der Reise jeden Tag mindestens eine Gurke gegessen und schon ganz viele Sorten gesehen habe (runde, behaarte u.s.w.), bekomme ich fünf weitere frische Gurken und ein Glas Senfgurken geschenkt. Das freut den Gurkenfan sehr.
Vor einem Unternehmen am Stadtrand stehen wesentlich mehr Fahrräder als Autos. Mit dem Rad zur Arbeit, nicht schlecht.
Über den Feldern ziehen Busarde ihre Runden. Ein Graureiher steht auf einem Weg. Viele Zuckerrüben werden angebaut, die Felder mit Schildern der neusten Züchtungen versehen.
An einem kleinen See der Entschluss die Nacht hier zu verbringen. Sitzgelegenheiten, Mülleimer, sehr klares Seewasser und eine nicht von der Straße und den umliegenden Häusern einsehbare, ebene Wiese. Perfekt.
Morgen dann vielleicht doch nochmal Giampietro wieder treffen (dessen Rad gerade repariert wird), bevor es weiter an der Donau entlang geht.