Seit Tagen fahre ich ohne Navi. Ist ja alles ausgeschildert und gibt sowieso nur einen Weg, den am Fluss entlang. Auch heute fahre ich los ohne es einzuschalten. Nur, blöd, ging doch in eine andere Richtung. Drei Kilometer zurück und statt weiter am Inn entlang, am Gurglbach auf hügligen Waldwegen nach oben.
Auf einer Lichtung stehen sich zwei Sommerhäuschen gegenüber, beide mit unzähligen Gegenständen dekoriert. Auf der linken Seite ausgestopfte Puppen, Holzschnitzereien und bunte Steine. Auf der rechten Geweihe, Tierfiguren und Gartenzwerge. Die Besitzer*innen scheinen sich gegenseitig überbieten zu wollen, im Drapieren von Kitsch und Kram.
Der klare Gebirgsbach rauscht, die Vögel zwitschern. Mose, Farne, Walderdbeeren (lecker) und die ersten Pilze (leider keine essbaren).
Als ich Nassereith erreiche, habe ich überhaupt keine Lust weiterzufahren. Jetzt hoch auf den Fernpass von 840 auf 1.210 m ü.d.M.. Von dem alle sagten, er sei eine Qual, vor allem wegen des Schotters und der engen Wegführung.
Aber ich habe auch nichts besseres zu tun, so mitten am Tag im Bergdorf und gegessen habe ich auch schon.
Der Weg nach oben ist wirklich sehr schmal, an der einen Seite geht es steil nach unten. Hier sollte man lieber nicht vom Weg abkommen, könnte tödlich enden. Die Römer bauten die Via Claudia bevorzugt an Südhänge, damit sie im Frühjahr zeitig schneefrei und damit passierbar war.
Schieben, schieben, schieben. Ich komme irgendwann in einen angenehmen Takt, bin zwischenzeitlich sogar richtig euphorisch.
Das einzige was nervt, das sind die vielen Bremsen. Oben angekommen gibt es eine Raststätte für diejenigen, die auf der Bundesstraße fahren. Ein Zaun trennt diese von den Nutzer*innen der Via Claudia. Äußerst freundlich (Ironie off).
Nach dem Fernpass geht es weiter nach oben, was ich nicht so ganz verstehe (weil warum hat man das dann Pass genannt?). Aber was soll’s.
In Biberwier überlege ich: heute noch bis nach Reutte oder nicht? Ich könnte es gerade so zeitlich schaffen, aber der dortige Campingplatz erscheint mir nicht so günstig. Zudem ist es einfach schön, hier in der Zugspitzenarena.
Die ebene Straße, das Felsmassiv und die wärmende Abendsonne. Ein Mann aus Dresden macht ein Foto für mich.
In Lermoos beobachte ich, wie eine Frau wütend vom Supermarkt, der gerade schließt, zurück zu ihrem Mann am Auto läuft. Eine Butter hätte sie gebraucht. Na, ein Glück, dass ich vorhin schon eingekauft habe. Fast alle Supermärkte schließen in Österreich um 19 Uhr.
Auf dem Campingplatz bekomme ich einen Platz zwischen lauten Dauercampern, nicht sonderlich romantisch. Aber nicht schlimm, morgen geht’s ja weiter.