Um sechs wache ich auf. Nuja, kann ich ja auch gleich aufstehen. Ein paar Kilometer fahren, bevor es am Nachmittag und Abend wieder regnet. Jetzt ist es bedeckt, sechs Grad und windig. Das erste Mal seit Monaten brauche ich keine Sonnencreme.
Die Campingplätze hier haben alle Räume zum Abstellen und Trocknen von Skiausrüstung. Kann ich mir nicht wirklich vorstellen, Campen im Schnee, brrr.
Hinunter geht’s, immer in Nähe des Inns entlang, der gerade gut gefüllt ist. Ein Linienbus überholt mich, der hat einen extra Transportanhänger für Fahrräder. Wenn hier irgendjemand mal schlapp macht oder was am Rad kaputt geht, ist er/sie auf keinen Fall verloren. Man kommt immer weiter, mit dem Bus bequem in einen nahegelegenen Ort, wo es definitiv einen oder mehrere Fahrradläden gibt.
Als ich mich auf dem Talweg hinunter rollen lasse, kommen mir drei Wander*innen mit Eseln entgegen. Hm, interessant, könnte man ja mal ansprechen. Ich drehe um, strample wieder nach oben und sag Hallo.
Benigna und ihr Sohn Michl haben ihr Gepäck auf den Eseln, gehen von Berlin bis nach Florenz. Dixi, mit Rucksack, läuft „nur“ für eine Woche mit. Sie wandern zwischen 15 und 20 Kilometer am Tag und übernachten meistens auf Bauernhöfen.
Ich kann sie gleich gut leiden, die drei, ganz entspannt und fröhlich. Sie geben mir den Tipp in einem schicken Radfahrenden-Hotel in Landeck eine gewisse Nina zu fragen, ob ich in ihrem Garten übernachten darf.
In Fließ beginnt es wieder mit regnen. Ich setze mich bei einem Supermarkt unter ein großes Dach, schreibe den Blogartikel zum Vortag und prüfe die Finanzen. Das ehemals gut gefüllte Girokonto ist inzwischen fast leer. Auf einem Tagesgeldkonto habe ich noch Reserven, aber eigentlich habe ich auch keine Lust für die Reise ganz so viel auszugeben. Ich beschließe, ab jetzt ein bisschen mehr auf die Spartube zu drücken. Ab und zu wild campen oder auch mal wieder warmshowers sollte schon möglich sein.
Hier, unter dem großen Dach am Fahrradweg, kommen immer wieder andere Radfahrende vorbei. Wenn ich sage, dass ich es jetzt gar nicht mehr weit habe bis nach Leipzig, lachen sie.
Es regnet Bindfäden, aber wenn ich nicht weiterfahre, wird es zu spät. Im Ortskern von Fließ sehe ich, wie Radfahrende Zelte auf einem Sportplatz aufbauen. Sie sagen, dass sie trotzdem 15 Euro die Nacht zahlen, ist hier die Ausweichfläche vom überfüllten Campingplatz nebenan. Kaum vorstellbar, was hier los ist, wenn das Wetter mitspielt.
Die Tiroler Berge sind, wenn die Sonne scheint, sicher richtig beeindruckend. Jetzt hängen dicke Wolken davor, ich sehe nur wenig.
In Landeck gehe ich ins empfohlene Hotel. Die tätowierte Nina ist überrascht, aber gestattet auch mir in ihrem Garten zu campen. In einer kurzen Regenpause baue ich das Zelt auf.
Es gefällt gleich gut, hier im Garten, weil es so schön ruhig ist. Nur ein paar Laufenten schnattern wie verrückt. Im Nachbargarten fährt ein Rasenmäherroboter unentwegt von einer Ecke zur anderen. Ich stelle mir vor, wie ein Grashalm versucht ein paar Millimeter zu wachsen und zack, wird er auch schon weggemäht.
Mit meiner Ausstattung, dem geräumigen Zelt, der praktischen Luftmatratze, den Schlafsäcken (Daune und ganz dünne Baumwolle), dem Kocher, Geschirr, Kleidung und Taschen bin ich sehr zufrieden. Ich habe nicht, so wie andere Radreiseblogs, alles genau aufgelistet. Aber falls jemand einen Tipp braucht, was sich lohnen könnte zu kaufen, kann ich gern beraten.
Morgen fahre ich weiter, wohin genau ist noch offen. Der Fernpass der Via Claudia, habe ich gehört, soll anspruchsvoll sein. Schotterweg und sehr steil.
Beim Einschlafen fallen leise Tropfen aufs Zelt.
Na, bei uns soll es die nächsten Tage trocken und warm werden. Also halte durch bis Deutschland! Bleib‘ weiter schön gesund und schreibe noch tüchtig, Deine Berichte sind spannend und nett geschrieben!
Merci 🙂
Hallole wie versprochen hier der Eintrag von den beiden Radfahrern am Supermarkt vor Landeck.
Toll, dass du gesund angekommen bist. Das war einfach eine große Leistung von Dir! Wir wünschen Dir eine gute Umstellung in das „andere Leben“ zurück! 🙂