Jede Stadt, jede Gemeinde hat ihre Festa, angekündigt am Straßenrand auf Bannern. Heute in Pai steht: Festa dell‘ Ospite (Fest der Gastgeber). In anderen Orten waren es: Festa del gelato, festa della bruscetta, festa dei turisti, festa del pesce, festa del vino, … Die möglichen Anlässe scheinen unendlich, jedes Dorf (mindestens ein) Fest.
Am Ostufer des Gardasees fahre ich 35 Kilometer bis Turbel. Wirklich groß erscheint mir der größte See Italiens nicht, gerade mal 51 Kilometer lang. Die Berge werden immer steiler und höher, die Straße führt jetzt nah am Ufer entlang.
Für einige Kilometer gibt es einen separaten Rad- und Fußweg am Wasser, von einer geschlossenen Runde um den See ist allerdings noch nicht viel zu sehen (den spektakulären, bereits fertiggestellten Hochradweg passiere ich leider nicht, liegt auf der anderen Seite des Sees).
Wenn ich die Menschen beobachte, wie sie am Wasser liegend entspannen, auf Luftmatratzen im See schwimmen oder im Restaurant eine Pizza essen: dann bin ich manchmal schon neidisch. Es sei denn, sie sind dick, dann geht’s.
Auf der Straße sind viele Rennradfahrer*innen unterwegs, hatte Luiz in Verona schon erzählt. Für einige Etappen, hat er mir gezeigt, gibt es über 20.000 Aufzeichnungen bei Strava. Manchmal, wenn er hier eine Runde dreht, dann weiß er genau, der und der und der (seltener die), sie zeichnen auch gerade mit Strava auf und werden anschließend irgendwo weiter oben oder unten in der langen Liste stehen.
In einem der zahlreichen Mountainbike-Läden kaufe ich neues Kettenöl. Wie viele Sport- und Outdoor-Läden es hier gibt, lässt sich sicher gut shoppen. Aber ich brauche ja nichts, höchsten eine neue Waschtasche und die findet sich gerade nicht.
Kurz bevor die Steilküste (mit Tunneldurchfahrten) beginnt, gehe ich baden. Heute scheint das Wasser viel kühler zu sein. Ist das möglich, nur ein paar Kilometer weiter nördlich? Vielleicht wegen der vielen verschiedenen Zuflüsse aus den Bergen und den Strömungen im See?
In Torbole einen größeren Lebensmitteleinkauf erledigen, plötzlich gibt es Brezeln und Schüttelbrot.
Jetzt den See in nördlicher Richtung verlassen, am türkis schimmernden Fluss entlang. Ein hervorragend beschilderter, glatter Radweg am Sarca, inklusive Picknick-Stellen, öffentlicher Toiletten und Spielplätze.
Viele sind darauf unterwegs, ein bunter Mix aus Mountainbiker*innen, Alltagsradfahrer*innen, Rennradfahrer*innen und Reiseradfahrer*innen. Mit Blick auf Burgruinen an felsigen Steilwänden geht es zwischen Wein- und Pflaumenplantagen sanft nach oben.
Bis zu einem Campingplatz, der bei google maps sehr gute Bewertungen hat. Oben angekommen, werde ich als erstes gefragt, ob ich Base-Jumperin, Fallschirmspringerin oder Kletterin bin. Nö, Radfahrerin antworte ich. Ohne Rechnung kostet die Nacht zehn Euro, bin ich äußerst einverstanden mit. Lauter junge, durchtrainierte und tätowierte Leute, die sich gegenseitig ihre Videos vom letzten „Jump“ zeigen. Ich verstehe ihr ganzes Spezialvokabular nicht, aber scheinen soweit alle ganz nett zu sein. Der Wetterbericht sagt Gewitter voraus, mal sehen wie es morgen weitergeht.
Die liebe Juliana zieht unaufhaltsam und tapfer ihre Wege durch wunderschöne Landschaften und lernt viele tolle Leute kennen. Noch sehr viel Freude und gutes Wetter dabei. Liebe Grüße, Gerd
Und der liebe Gerd verfolgt noch immer diese Reise. Vielen Dank und hoffentlich bald sehen wir uns wieder. 🤗 Viele Grüße nach LE.