Man braucht schon oft Vertrauen. Auf dem Campingplatz, wenn das Handy an der Steckdose lädt. Wenn man kurz aufs Klo muss oder duschen. Situation beobachten, abwägen (gibt es hier gegenseitige soziale Kontrolle?), ggf verstecken und/oder schnell sein. Bisher hatte ich Glück, hoffentlich bleibt das so.
Neue Karten herunterladen, die alten löschen. Das ist immer ein bisschen wie Abschied und Aufbruch. Emilia–Romagna, Umbrien, Latium: alles Geschichte. Jetzt Trentino-Südtirol. Das WLAN ist langsam, der Download dauert und habe heute auch (zu) lange geschlafen. Erst 14 Uhr komme ich los.
Über weinbedeckte Hügel fahre ich dreizehn Kilometer bis zum Gardasee. Richtig schön, endlich mal wieder an Steigungen die Beinmuskeln zu spüren (das ich so etwas mal schreiben würde, hätte ich auch nicht gedacht).
In Lazise gehe ich in einen Campingladen, Gas und einen Adapter von Starkstrom zu Normalstrom zu kaufen. „Jetzt haben wir immer noch so viel Zeit.“ beklagt sich eine ältere Frau bei ihrem Mann. Gibt anscheinend nicht ganz so viel zu sehen oder zu tun hier. Aber trotzdem ganz nett, die dekorierten Auslagen in den Gassen, der kleine Hafen, die Uferpromenade.
Jungschwäne schaukeln übers glasklare, türkisfarbene Wasser. Familien essen Eis. Breite, gemauerte Stufen laden dazu ein, die Füße vom kühlen Nass umspülen zu lassen. Nach einem Burn-Out oder sonstigen anstrengenden Lebensphasen ist das sicher hier ein guter Ort zum Runterkommen.
Direkt am See entlang fahre ich langsam (wegen der Spaziergänger*innen) Richtung Norden. Badestellen, Restaurants, Trim-Dich-Pfad, Motorboot-Tankstelle, Eis-Lastenräder, Sitzbänke, Blumenrabatten, Steg ins Wasser (privat), wieder Badestelle (öffentlich).
Dunkle Wolken ziehen auf, sieht toll aus mit den hindurch scheinenden Sonnenstrahlen. Regnet aber die ganze Zeit nicht.
In der Gemeinde Garda gehe ich durch die Gassen. Ein bunter Mix der Sprachen der Tourist*innen, aber deutsch, so scheint es, überwiegt.
Auf Schildern steht teilweise nur noch die deutsche Bezeichnung. Ich unterhalte mich mit einem Mountainbiker aus München, der mir rät, demnächst auf die Karte zu schauen, um am Ufer nicht in eine Sackgasse zu geraten.
Ich fahre weiter, die Wolken sind inzwischen verschwunden, es folgen wieder Badestellen.
Da halte ich es nicht mehr aus, lehne das Fahrrad an eine Mauer direkt am Ufer und gehe eine Runde im glasklaren Wasser schwimmen. Nicht zu kalt, nicht zu warm, herrlich.
Jetzt (19 Uhr) kann ich nicht mehr ganz so weit fahren, einen der nächsten Campingplätze sollte ich nehmen.
Der erste, kurz vor Torri del Benaco, weist nur Preise für ganze Parzellen (und nicht für Zelte) aus. Der Betreiber überlegt und fragt, ob fünfzehn Euro ok sind. Ja, sag ich, das passt. Gibt auch alles hier, WLAN, Duschen, Schatten unter Olivenbäumen.
Und eine kleine Bar, in der ich mir nach einigen Tagen ohne Alkohol ein kleines (und schön kühles) Bier genehmige.
Der Adapter passt nicht, es hätte ein Stecker und keine Aufnahme beim Starkstrom sein müssen. Kann ich gleich hier lassen, so nen Mist.
Der Gardasee, der ist so hübsch und angenehm, könnte ich glatt ein paar Tage bleiben. Aber ich möchte auch mal vorwärts kommen. Morgen gehts los, so weit wie möglich, Kilometer machen.