Am Morgen gehen wir gleich zum nächsten Fahrradladen, fragen nach einem Karton. Der Händler, sehr freundlich, könnte morgen früh einen mitbringen. Fürs Verpacken ist das ein bisschen spät. Beim nächsten offenen Laden (die meisten haben Montag früh zu), leider auch nichts zu bekommen. Platz ist rar, sagt der Angestellte, hier in der Innenstadt werden wir keinen finden.
Wir fahren kurz ins Hostel, Gepäck abstellen. Zurück zum ersten Fahrradladen, juchu, wir können Olafs Fahrrad im Innenhof lassen (und vielleicht auch später hier auseinanderbauen?).
Auf dem Weg zum Bahnhof passieren wir zufällig einen Ferramenta. Diese Läden, die in Italien (noch immer) sehr verbreitet sind und die man in Deutschland (kaum noch) findet, haben in den Innenstädten alles, was sonst nur ein Baumarkt bietet. Luftpolsterfolie und Klebeband eingekauft, schon mal vorsorgen fürs Verpacken.
Am Gleis bin ich wehmütig, die zwei Wochen mit Olaf waren schön. Oft war er geduldig, wenn ich noch meinen Blogbeitrag geschrieben habe. Und hat währenddessen die Streckenplanung, Essensversorgung und Unterkunftssuche übernommen, richtig gut. Ich habe das Gefühl, dass er in den letzten Jahren entspannter und flexibler geworden ist, was unter anderem Unsicherheiten bezüglich der Übernachtungsorte betrifft (dabei wird doch behauptet, dass es mit zunehmenden Alter anders sei). Eine bessere Begleitung kann ich mir nicht vorstellen, von den Interessen, den Einstellungen und vom Kräfteverhältnis.
Auf dem Weg zurück durch die Bahnhofsunterführung hängen Werbeplakate von den Alpen als Urlaubsregion. Die Vorfreude wächst, über die Alpen mit dem Fahrrad zu fahren war immer ein Traum. In meiner Vorstellung war dies lange Zeit ein äußerst schwieriges Unterfangen. Jetzt, da ich trainiert bin und von ausgezeichneten Radwegen gehört habe, sehe ich dem Ganzen optimistisch entgegen.
Kurz in eine Bar, den Blogbeitrag zu gestern schreiben. Ich bekomme eine Nachricht, kleiner Fehler in einem der letzten Beiträge. Bin ich froh drüber, dass mir das mitgeteilt wird.
In einem Fahrradladen, der inzwischen geöffnet ist, finde ich einen Karton. Der ist zwar viel zu groß, aber kann ich ja zuschneiden. Einmal durch die Stadt tragen, wie sie alle gleich gucken.
Bis um sieben arbeite ich auf Hochtouren, alles auseinandernehmen und in Luftpolsterfolie verpacken. Zum Glück hilft mir einer der beiden Zweiradmechaniker, weil ich nicht alle notwendigen Schraubenzieher habe. Wie schnell und geschickt er ist, unglaublich. Lässt sich auch gar nicht beirren, von den ganzen Mücken, die jetzt vom nahen Fluss her kommen.
Auf dem Rückweg ins Hostel, habe ich Lust auf einen schönen Stadtbummel, vielleicht mit Läden gucken und Eis. Aber die Vernunft sagt: zurück zum Hostel, was richtiges Essen, waschen, ordnen und morgen früh aufstehen. Denn das Paket, das ist noch nicht richtig verschlossen und wann genau es morgen abgeholt wird, ist offen.
Das Hostel ist integriert in eine Art Frauenhaus, ich schlafe in einem Zehnbett-Frauenzimmer. Die Nacht kostet trotzdem gleich mal 25 Euro, echt teuer hier im Norden. Zum Glück stören mich Geräusche nur wenig, wenn ich schlafe, dann schlafe ich. (Ich kann mich gut erinnern, wie ich deshalb als Kind im Ferienlager eine Nachtwanderung verpasst habe. Haben mich angeblich nicht wach bekommen, ich war stinksauer.)
Heute ist Earth Overshoot Day, der Tag an dem die Menschheit das Ressourcenbudget für ein Jahr aufgebraucht hat. Jedes Jahr rückt das Datum weiter nach vorn, weiter steigender Konsum, olé. Deutschland bräuchte drei Erden für ein nachhaltiges Wirtschaften, weltweit sind es „nur“ 1,7. Ob das etwas am persönlichen Verhalten ändert (Die Zeit: Reisen in Zeiten des Klimawandels). Und, noch viel wichtiger, ob es (künftig) ausreichend in der Politik beachtet wird?