Beim Fahren schlafen meine Hände ein. Dagegen hilft nur bewegen. Positionswechsel, ausschütteln. Dann geht es für einige Zeit, bevor es von neuem beginnt. Das ist immer so, habe mich schon daran gewöhnt.
Von Rosolina aus fahren wir Richtung Westen, vorbei an einem großen Schiff.
Das sieht aus, als ob es mitten auf dem Feld steht.
Nach einigen Kilometern taucht an beiden Seiten der Straße Wasser auf, wir fahren mitten hindurch.
Als ich an der kleinen, wenig befahrenen Straße anhalte, schreckt neben mir ein Fasan hoch und verschwindet in Windeseile wieder im Gebüsch. Flamingos und Löffler sehen wir nicht, dafür viele Kormorane, verschiedenfarbige Kraniche und Möwen. Wahrscheinlich sind wir schon zu weit nördlich, um die besonderen Vögel zu sehen. Muss ich dann wohl in den Leipziger Zoo gehen.
Obwohl wir ausgiebig gefrühstückt haben, quält mich schon bald wieder der Hunger. Anhalten und Picknick im Schatten, Olaf hat einen leckeren Salat mit Graupen gezaubert. Ich mag es, wie er voll mitzieht, beim Fahren und gesunder Ernährung. Als ich denke, das müsste genug sein, höre ich auf zu essen. Denn ein richtiges Sättigungsgefühl habe ich in letzter Zeit selten, es existiert nur noch kaum Hunger, zunehmender Hunger und starker Hunger.
Wir beschließen noch eine zusätzliche Runde ans Meer zu fahren, sieht schön aus die Strandbilder bei Google. Als wir ankommen, sehen wir, ist gar nicht so doll, die wenigen Sandfleckchen zwischen den großen Steinen sind vollgestopft mit Menschen.
Aber es gibt einen Aussichtsturm mit Sicht über die Mündung des Etsch und das umliegende Meer.
Wir schauen, welchen Campingplatz wir heute Abend anfahren können. Rufen bei den ersten beiden an, sie sagen, sie sind voll. Beim dritten geht die Nummer nicht, wir beschließen dort vorbeizufahren.
Wieder zurück am Ufer des Etsch, der glitzert in der Sonne. Die Blätter von Pappeln und Weiden leuchten silbern im Wind, Libellen kreuzen den Weg. Über eine Brücke und dann wieder an der anderen Seite des Flusses zurück bis zum Meer.
Auf kahlen, abgestorbenen Bäumen sitzen viele der teifschwarzen Kormorane.
Auf dem Campingplatz gibt es noch ein paar wenige freie Plätze. Olaf gefällt es hier nicht, zu viele Dauercamper. Und für die Männer gibt es ausschließlich Stehklos, er sagt, er kann da nicht.
Nochmal kurz zum Meer, baden gehen gehört ja irgendwie auch dazu. Das Wasser ist noch trüber als in Rimini, ab dreißig Zentimetern sieht man die Füße nicht mehr.
Aus einer nahen Strandbar dröhnen Elekrobeats. Wirklich schön ist es hier nicht, aber die kühle, frische Luft vom Meer ist angenehm. Zurück auf dem Campingplatz sagen wir uns, na gut, wir bleiben ja nur eine Nacht und fahren schon morgen weiter auf den Lido von Venezia.