Der Campingplatz ist wie ein ganzes Dorf mit Bungalows, Pizzaria, Supermarkt, Hundewiese, Swimmingpool, Fußballplatz und vielem mehr. Am Eingang habe ich ein Armband erhalten, damit kann ich überall rein und bezahlen. Ins Schwimmbad darf ich leider trotzdem nicht, Badekappe vergessen.
Kurz nach neun beginnen die Grillen, wie auf Kommando, alle zusammen wieder zu zirpen. Wolken ziehen auf, es beginnt mit gewittern. Unterbrochen von kurzen, heftigen Regenschauern fahre ich die ersten 18 Kilometer durch kleine Dörfer in der Ebene.
Gestern habe ich nicht daran gedacht, dass heute Sonntag ist und ich nicht einkaufen kann. Das ganze große Brot, schon längst wieder aufgegessen. Ein Tag, ein Brot, so geht das. Ich schaue in verschiedenen Bars vorbei, was es so zu essen gibt. Hier auf dem Dorf und am Sonntag, da sind die Bars voll Männergruppen, die Karten spielen. Sie beachten mich nicht weiter, gucken nur kurz gelangweilt und spielen weiter. Und ich entdecke nur Eis, Chips und Softdrinks und halte mich dann doch lieber mit den letzten Resten von Müsli, Lupinen und Nüssen über Wasser.
Am späten Nachmittag kommt wieder die Sonne raus, bergauf geht es da so richtig ab mit dem Schwitzen. Viele kleine Rinnsale, die den Körper hinablaufen und sich sammeln, bis sie schließlich auf den schon längst wieder trockenen Asphalt tropfen.
Auf der Panoramastraße SR 298 überholt der Vespa Club von Gubbio, eine Rennradgruppe kommt mir entgegen. Alle grüßen, sehr freundlich. Die Frauen feuern mich mit „brava, brava“ an.
Ein Auto bremst ab, Fensterscheibe runter. „Tutto a posto?“ (Alles gut?) Ich bejahe. Das ältere Paar möchte mir eins von den eingeschweißten Cornetti schenken. Eigentlich soll man ja Geschenke annehmen und ich könnte Essen heute auch ganz gut gebrauchen, aber diese überall verfügbaren, labbrigen Süßigkeiten aus dem Supermarkt, da komme ich echt nicht ran.
An einer Tankstelle pumpe ich Luft nach, schon praktisch diese Autoventile.
Als ich in Gubbio ankomme, träume ich von einer großen torta al testo (gefülltes focaccia) oder auch eine pizza bianca in Kombination mit irgendetwas frischem, einem Salat mit Rucola, Pecorino und Tomaten zum Beispiel. Danach vielleicht ein cremiges Dessert mit ganz viel Fruchtsauce drüber. Sobald das Zelt steht, gehe ich etwas schönes essen.
Nur leider, Enttäuschung, der Zeltplatz ist zu. Einen weiteren gibt es in 16 km und 500 Höhenmetern Entfernung. Nee, mit diesem Hunger und dieser Müdigkeit, da fahr ich jetzt nicht hoch.
Zimmer gesucht und gefunden und oha, zufällig auf dem Weg noch an einem offenen Supermarkt vorbeigekommen.
Manchmal laufen die Dinge anders, als man sie sich erträumt hat. Und manchmal ist das andere dann auch gar nicht so schlecht. Ein Fertigsalat aus der Plastikschale mit Brötchen, ein Joghurt mit Marmelade und Walnüssen. Eine frische Dusche und ein sauberes, weiches Bett. Sehr, sehr schön.
Morgen geht es weiter in nördlicher Richtung. Der Wetterbericht sagt leichte Bewölkung voraus. Ein Tag ohne prallen Sonnenschein? Oh ja, das wäre wirklich großartig.