In Perugia, da wäre ich gern noch etwas geblieben. Durch die Stadt streifen, in Kirchen und/oder Museen gehen, was schönes essen. Das Leben genießen. Aber seit gestern ist auch noch Assisi auf der Wunschliste hinzugekommen, die Zeit drängt und die Straße ruft. Also los und auf. Ich verabschiede mich von Stefano, dem Mexikaner, wir tauschen Nummern aus. Vielleicht treffen wir uns in Bolognia auf einen Giro wieder.
Er schenkt mir eine Kette, die ist schön bunt.
An einem der Stadttore halte ich für ein Foto, eine ältere Frau kommt zu mir und sagt, ja, dieses Stadttor ist von den Etruskern (und nicht von den Römern) ohne Mörtel erbaut worden. Ich solle es mir auch von innen anschauen.
Später lese ich, dass der etruskische Bogen wahrscheinlich in der Mitte des 3. Jahrhunderts vor Christi errichtet wurde. Wahnsinn, wie lang der schon hier steht.
Das Navi schickt mich über kleine Straßen zurück in die Tiefebene. Links und rechts dichter Wald, urwaldartig und zugewachsen mit Kletterpflanzen.
Schöne Aussichtspunkte auf die Stadt. Es duftet nach Heu, irgendwie auch nach Kräutern und Blumen. So richtig kann ich das nicht bestimmen, aber auf jeden Fall riecht es hier in Umbrien sehr gut.
Ich dachte, dass ich bestimmt an einer Bäckerei und einem Obst- und Gemüsestand vorbeikomme, aber passiert nicht. Mangels Alternativen gehe ich in einen großen Supermarkt, esse und könnte auf der Stelle einschlafen. Aber hier auf der Bank, neben dem Parkplatz des Supermarktes?
Um wieder etwas wach zu werden, höre ich mir die Band von gestern, die Tre Allegri Ragazzi Morti an. Italienischer Poprock, genau das Richtige im Sommer.
Einige Kilometer weiter taucht ein Campingplatz auf und, weil ich faul bin, nehme ich gleich diesen und lasse mein Gepäck im Zelt, bevor ich hoch nach Assisi fahre.
Oben angekommen, fällt mir ein, dass ich lange Kleidungsstücke vergessen habe.
Aber gegen eine Spende erhalte ich zwei große blaue, papierähnliche Tücher und kann in die zweistöckige Basilika San Francesco rein. In der Unterkirche findet gerade eine Messe statt.
Die Fresken an der Decke und den Wänden, aus der Renaissance und unter anderem von Giotto, wirklich sehr schön. In der Krypta, in der der heilige Franziskus liegt, sitzen einige Menschen, betend und schweigend. Es ist eine bedeutende Wallfahrtskirche und ein Pilgerort, auch wenn gar nicht so viele Besucher da sind, wie ich erwartet hätte.
In der Oberkirche setzte ich mich hin und versuche mit Flyern und Wikipedia zu verstehen, warum ausgerechnet Franz und Klara von Assisi zu Heiligen wurden. Es gab ja im Mittelalter eine ganze Armutsbewegung, da wurden auch viele als Ketzer hingerichtet. So weit ich erkennen kann, war es wohl vor allem Radikalität und Mut, für die sie bewundert wurden, und die Hilfe von Fürsprechern beim Papst, um die neuen Orden anerkennen zu lassen.
Ich fahre durch die Stadt mit ihren mittelalterlichen Häusern, die sich am Hügel entlang streckt. Souvenirläden, Restaurants und Olivenöl- und Weinhandlungen. Aber kaum was los. Jetzt, halb acht, sind auch alle Kirchen schon zu.
Auf einer steilen Straße fahre ich wieder runter und noch kurz am Kloster San Damiano vorbei. Ein Mönch in brauner Kutte und Wandersandaletten trägt Heiligenbilder vom Kleinwagen in die Kirche.
Die Fahrt zurück in der untergehenden Sonne, ruhig und schön.
Auf dem Campingplatz hören Punkt 21.30 Uhr die Grillen auf zu zirpen, alle auf einem Schlag, als hätten sie sich abgesprochen. Jetzt ist nur noch Musik zu hören, italienischer Pop aus verschiedenen Richtungen. Morgen geht es weiter in Richtung Norden, nächstes Zwischenziel ist San Marino. Zwei bis drei Tage werde ich dafür brauchen.
Hallo Juliana, auch in Moldawien und der Ukraine gibt es viele Sonnenblumenfelder. Ist angeblich leicht anzubauen, muss wohl nur einmal gespritzt werden. Info nur aus zweiter Hand? Ist ein schönes Bild von Dir, ein Haiku von mir dazu.
Goldener Teppich
aus tausend Sonnenaugen
Hey, dreh dich mal um.
Lieber Vati, sehr schön. Ja, vom Umweltaspekt her gesehen soll Sonnenblumenöl im konventionellen Anbau besser sein als Olivenöl. Und wenn man es nicht gerade zu stark erhitzt, ist es auch gesund.
Euch weiter eine gute Reise und viele schöne, poetische Momente. Liebe Grüße Jule 🌻