Am Morgen habe ich plötzlich Angst. Angst davor, heute an- bzw. umgefahren werden zu können. Ich wische die Gedanken an schlechte Vorahnungen beiseite (so etwas gehört in den Bereich des Aberglaubens). Und sage mir: es ist es egal, ob man Rad fährt oder nicht, das Leben ist lebensgefährlich. Man kann zum Beispiel, so wie tausende andere auch, ohne große Vorbereitungen in einen See springen. Erst wenn man nicht mehr auftaucht, wird nach den Ursachen gesucht. Wenn man wirklich und konsequent allen Gefahren aus dem Weg gehen möchte, so bleibt man am besten im Bett. Wobei ja statistisch gesehen, die meisten Menschen im Bett sterben …
Essen vorbereiten, Taschen packen und verabschieden.
Ich hoffe, dass Michele mit Freundin irgendwann (und vielleicht nicht erst in elf Jahren) in Leipzig vorbeikommt.
Zunächst muss ich Rom einmal vom Süden in den Norden durchqueren. Wie schön, dass es einen Radweg entlang des Tibers gibt.
In Nähe des Vatikans schiebe ich das Fahrrad den Damm hoch, um in einem Outdoorladen Gas zum Kochen sowie eine stabile, wasserdichte Hülle fürs Zelt zu kaufen. In gute Ausrüstung zu investieren, hat sich bisher immer gelohnt.
Hier im Prati, dem XXII. Bezirk Roms, mit den hohen Bäumen, den Jugendstilhäusern und den kleinen Restaurants lässt es sich sicher gut leben. Es gibt auch Fahrradstraßen, nur Fahrradabstellanlagen, die sucht man vergeblich.
Zurück am Fluss passiere ich zahlreiche Sportanlagen, Tennisplätze und Schwimmbäder. Ich treffe einen Mountainbiker, der mich fragt, ob ich auf der via francigena unterwegs bin (kann sein, war aber nicht geplant). Er zeigt mir noch eine versteckte Trinkwasserstelle und den Weg, der nach Fiano Romano führt.
Zwischen der Stadtgrenze und Gewerbegebieten stehen Prostituierte. Anscheinend ist gerade ein Streit ausgebrochen, zumindest sind die Carabinieri da.
Hier in der Nähe gibt es keinen Zeltplatz, aber oben, auf einem Hügel, einen Familienferienpark.
Oben angekommen bestätigt man mir, ja, auch zelten ist möglich und das kostet 22 Euro. Ob es einen Rabatt gibt? Nun, na gut, ausnahmsweise für Radfahrende, 11 Euro. Juchu.
Im Ferienpark gibt es unter anderem ein Schwimmbad, das eigentlich schon geschlossen hat.
Aber ich finde eine offene Tür und bin anschließend die einzige, die still ihre Bahnen im lauwarmen Wasser dreht.
Bis kurz vor Mitternacht dröhnt über den Platz Musik und Animation, Babys schreien. Mensch, die armen Kinder, müssen die nicht längst schlafen?
Morgen früh kann ich nochmal schön in den Pool gehen, bevor ich weiter in Richtung Perugia fahre.