Am Morgen verabschiede ich mich von Gabi. Ich gebe ihr mein Arte-Ticket, was noch einen Tag gültig ist. Damit kann sie sich heute in Napoli etwas anschauen, bevor sie mit dem Zug weiter in Richtung Norden fährt.
Sie hat die gleiche Strecke wie ich, auch wenn ich in Rom, Bolognia, Verona und Venedig deutlich später eintreffen werde.
Um zum Hafen zu gelangen, nutze ich die Umberto I, eine vier-, fünf- oder sechsspurige Straße (genau weiß man das nicht).
Fährt sich erstaunlich gut, trotz des ganzen Verkehrs. Denn die Autofahrer*innen kennen sich mit Mofas aus (die so ähnlich sind wie ich). Und die Mofafahrer*innen wissen, wie es sich als Zweiradfahrer*in lebt. Einige Male stehe ich an einer Ampel falsch, aber mit Hilfe von Gesten und Handzeichen gelange ich trotzdem auf die richtige Spur. Wenn ich fahren kann und soll, dann sagen die Mofafahrer*innen „vai“.
Am Meer gibt es eine frische Brise.
Hier in einem der Hotels **** und angeschlossen Restaurants lässt es sich sicher auch aushalten.
An einem Obst und Gemüsestand frage ich die beiden Verkäufer, die so alt sind wie ich, ob sie gern in Napoli leben. Ja schon, aber die hohe Arbeitslosigkeit ist ein großes Problem. Einer der beiden fährt deshalb regelmäßig zum Arbeiten nach Rimini.
Vorbei am Stadion vom SSC Neapel klettere ich einige Berge hoch. Schilder weisen auf Thermalbäder hin, es riecht nach Schwefel.
Angekommen in Pozzuoli, muss ich leider feststellen, dass die Phlegräischen Felder, wegen denen ich hier hergekommen bin, gesperrt wurden. Eine Familie, die ebenfalls die besonderen vulkanischen Aktivitäten sehen wollte, weiß warum: vor zwei Jahren ist ein Kind in einen der Krater gefallen. Die beiden Eltern wollten es retten. Alle drei starben.
Und so sehe ich statt Schwefelwolken und brodelnder Löcher nur von oben eine große gelb- und rostfarbene Mulde in der Landschaft.
An einer Wasserstelle im Zentrum von Pozzuoli mache ich Pause und schaue mir Campingplätze in googlemaps an. Ich entdecke einen auf der nahen, kleinen Insel Procida. Der Hafen ist nicht weit und nachdem ich gefragt habe, wie lange die Überfahrt dauert (30 Minuten) und wie teuer sie ist (13 Euro), überlege ich. Eine Frau mit E-Bike spricht mich an und gibt mir, damit ich auch ganz sicher fahre, 20 Euro.
Procida ist eine süße Insel mit farbenfrohen Häusern, engen Gassen und E-Bike fahrenden Menschen.
Vielleicht weil sie so klein ist (nur 4,1 qm), spielt der Tourismus hier keine so bedeutende Rolle wie auf den Nachbarinseln Capri und Ischia.
Auf dem Zeltplatz ist zwar das Bad weit entfernt, aber dafür kann ich direkt an den Klippen mein Zelt aufschlagen. Nach einer kalten Dusche höre ich beim Essen dem Rauschen des Meeres zu.
Um zurück aufs Festland zu gelangen, kann ich morgen eine Fähre um 9 und eine um 12 Uhr nutzen. Aufgrund der zunehmenden Hitze nehme ich mir vor, früh loszumachen, bis zum Mittag durchzufahren und dann eine lange Pause am Meer zu genießen.