In Dubrovnik gibt es so wenig Radfahrer*innen, dass der einzige, den ich sehe, mich für den Abend auf ein Getränk einlädt. Dann jedoch bin ich schon auf der Fähre.
Zum ersten Mal in diesem Jahr ploppt auf dem Handy eine Pushmitteilung der WarnWetter-App auf: starke Wärmebelastung in Leipzig. Hier hingegen, 22 Grad und bedeckt. Gut für einen Stadtrundgang.
Zur Free-Tour, die drei mal täglich angeboten wird, sind wir zu viele, einige werden gebeten, wieder zu gehen. Im Sommer besuchen täglich bis zu 10.000 Menschen die Altstadt. Über eine Regulierung der Besuchermassen wird seit Jahren diskutiert. Im Winterhalbjahr hingegen ist tote Hose. Für Restaurants, die trotzdem offen bleiben, gibt es Steuerbefreiungen.
Die gesamte Innenstadt ist von bis zu sechs Meter dicken Mauern, früher noch mit einem Wassergraben, umgeben. Und das, obwohl die Republik Dubrovnik in den 500 Jahren ihres Bestehens niemals angegriffen wurde. Der Grund dafür, erklärt der Guide, sei vor allem in guter Diplomatie zu sehen. Und als Napoleons Gruppen Dubrovnik erreichten, haben die Einwohner*innen von sich aus die Tore geöffnet (waren sowieso stärker und ebenfalls Katholiken).
Wie in anderen mittelalterlichen Städten waren die Häuser in Dubrovnik zunächst aus Holz. Nach einem verheerenden Stadtbrand wurde ein Gesetz erlassen, dass jede*r, der/die in die Stadt wollte, einen Stein mitbringen musste. Darum entwickelte sich wiederum ein Handel, die schweren Mitbringsel konnte man dann direkt vor Ort kaufen.
Aus den Steinen wurden hauptsächlich schmucklose Stadthäuser gebaut, nur einige Kirchen und öffentliche Gebäude haben gotische Fensterbögen oder Barockverzierungen.
Am Eingang zur Altstadt hängt ein Plan, in dem die Schäden, die während des Kroatienkrieges durch serbisch-montenegrinische Streitkräfte 1991 und 1992 angerichtet wurden, eingezeichnet sind. Heute erinnern nur noch ein paar Einschusslöcher in einigen Häuserfassaden an den Krieg.
Nach der Free-Tour gehe ich zu einem veganen Restaurant. Da es ziemlich teuer ist, beschließe ich es heute bei einem kleinen Mittagessen zu belassen.
Fahre ja sowieso nicht, brauche ich auch keine Energie.
Den ganzen Nachmittag schlendere ich durch die Stadt, schaue in eine alte Apotheke (Dubrovnik ist für seine Medizin bekannt) und geh in jede Kirche (alle unspektakulär). Ich springe auf einen Stein an einer der Mauern. Der- oder diejenige, die sich oben halten kann, soll in der Stadt die Liebe des Lebens finden. Ich schaffe es (zum Glück) nicht.
Ins Naturkundemuseum werde ich kostenfrei eingelassen, weil es ohne Dubrovnik-Card, so die Frau am Einlass, unangemessen teuer wäre.
Es gibt auch nicht viel zu sehen, nur ein paar Mammutknochen und Tiefseefische.
Ins kulturgeschichtliche Museum gelange ich zufällig über den Museumsshop. Es werden Möbel, Geldstücke, die dubrovniksche Elle (Maßeinheit, 0,55 m), Waffen und Schatztruhen ausgestellt.
Einmal auf die Stadtmauern hoch kostet 200 Kunas (27 Euro), ich spar mir den Spaß und fahre, nachdem ich jede Straße (gefühlt) drei Mal gesehen habe, zurück zum Hostel, wo noch mein Gepäck steht. Einkaufen, umziehen und ab zur Fähre.
Die Fähre ist wie eine Mischung aus Nachtzug, Hotel und Flugzeug. Es gibt einen Check-In, Fahrstühle, eine Rezeption, mehrere Restaurants, eine Kapelle und Geldautomaten. Ich habe nur ein Ticket für einen Sitzplatz auf dem Deck, wo sich neben Motorradfahrer*innen italienische Großfamilien gruppieren. Die kommen jetzt so richtig in Stimmung, wild gestikulierend rufen sie quer durchs ganze Deck. Es ist unglaublich laut und alle freien Bänke haben Lehnen. An schlafen ist hier nicht zu denken. Che miseria.
Aber ich habe Glück, an der Rezeption bekomme ich nach der Abfahrt noch eine Kabine (kostet 32,60 Euro, aber 30 Euro sind auch ok). Der Mario fährt mir mit dem Einkaufswagen das Gepäck und jetzt kann ich hier in Ruhe schlafen. Um acht Uhr kommen wir in Bari an.