Ausgerechnet heute, der Tag an dem ich 114 Kilometer von Durrës bis zum Campingplatz in Baks-Rrjollë fahren möchte, verschlafe ich. Wie soll ich die Strecke und den Zeltaufbau vor Sonnenuntergang schaffen? Als ich kurz vor zehn losfahre, kommt mir meine Reise wie eine Aneinanderreihung von Missgeschicken und Nachlässigkeiten vor. Ich tröste mich damit, dass es ja meine erste große Tour ist, quasi ein Testspiel. Im Notfall werde ich mir spontan eine andere Übernachtungsmöglichkeit suchen müssen.
In Albanien kann man alles mögliche auf der Straße kaufen, von Lebensmitteln über Werkzeug und Kleidung bis hin zu Elekrokleinartikeln.
Tische mit hoch gestapelten Schuhen, Salatköpfe und Sonnenblumenkerntütchen, Plastikeimer in diversen Farben und Formen, angeboten direkt auf und neben dem Bürgersteig.
Nachdem ich einige Hügel erklommen habe, schickt mich meine Navigation einen steilen Hang hinunter, der voll Bauschutt liegt. Doch ich lasse mich heute nicht weiter irritieren, weder vom Weg, noch von der brennenden Sonne, noch von anderen Menschen. Ich habe nur ein Ziel: zügig fahren und rechtzeitig mein Zelt am Campingplatz aufbauen. Auf einer Schnellstraße treffe ich auf einen ukrainischen Radreisenden, der in die selbe Richtung wie ich unterwegs ist und unangenehm riecht. Er schließt sich mir an, fährt hinter mir her. Um ihn abzuhängen, fahre ich noch schneller. Nach einigen Kilometern ist er im Rückspiegel nicht mehr zu sehen.
Trinken, essen, mit Sonnencreme eincremen, weiter. Wenige Fotos heute.
Nach 90 Kilometern biege ich auf eine kleine Straße ein, die 20 Kilometer lang durch ein spärlich bewohntes Flusstal führt. Links von mir Felder, rechts steinige Berghänge.
Zwischen den Felsbrocken und holzigen Sträuchern klettern geschickt Ziegen.
Auf der Straße liegen einige Schlagen, tote und lebendige. Eine sieht aus wie ein übergroßer Regenwurm.
Als ich die Gegend um Buna-Velipojë auf einer neu ausgebauten Straße erreiche, entdecke ich neben mir freilaufende Pferde.
Und wäre das nicht schon genug an Tieren gewesen, begegne ich kurz vor dem Ziel noch freilaufenden Schweinen. Manche tragen ein Halsband aus Holz.
Halb sieben komme ich am Camping Clandestino an. Das erste Mal auf der Reise baue ich mein neues, großes Zelt auf (in das später Olaf und im Notfall auch das Fahrrad mit reinpasst). Noch ist alles ungewohnt, erst nach längerem Suchen verstehe ich das System und finde die richtigen Befestigungen für die diversen Stangen.
Nach einer erfrischenden Dusche sitze ich noch lange gemeinsam mit den beiden Campingplatzbetreibern und anderen Gästen aus Spanien, Litauen, der Schweiz und Mannheim draußen. Sie sind engagiert und entspannt zugleich, sehr angenehm. Es gibt eine große Honigprobe, Sportzigarettchen und selbstgemachten Wein.
Morgen bleibe ich in jedem Fall noch hier, denn in 5 km Entfernung gibt es Dünen, die ich sehen möchte. Man kann dort zu Fuß oder mit dem Kajak fahrend hingelangen.
Überall diese Sportzigaretten ^^
Ja, ich weiß auch nicht, was hier los ist. 🤪