Ruhetag Skopje

Über der Waschmaschine, da hängt ein handschriftlicher Zettel: das Nutzen der Waschmaschine (1-2 mal) kostet 5 Euro. Das ärgert mich, schließlich wurde die Waschmaschine auf Airbnb als Ausstattungsmerkmal für mein Zimmer angegeben. Ich sage der Vermieterin, dass ich es nicht in Ordnung finde, dass Ausländer*innen in diesem Land gern mal ein bisschen mehr berechnet wird. Und dass (obwohl ich keine Ahnung habe) es in Leipzig nur drei Euro kostet. „Ok, ok, no problem, three Euro“. Ich stopfe die Maschine mit allem voll, was ich gerade nicht anhabe und denke dabei, sie hat das Problem nicht verstanden: das ungute Gefühl, welches entsteht, wenn man in kleinen Läden, bei Dienstleistungen oder an Ständen ohne Preisschilder nach der Auswahl unverhältnismäßig hohe Kosten genannt bekommt. 

Der Tag vergeht mit Feedback schreiben für Hosts auf Warmshower, essen, schlafen, wieder essen, Nachrichten schreiben, neues Essen einkaufen, telefonieren und wieder essen.

Aus Leipzig erhalte ich die Nachricht, dass Heinrich Bedford-Strohm geschrieben hat.

Am Abend besuche ich eine Freundin von Gesine, die gleich um die Ecke wohnt. Kati arbeitet seit anderthalb Jahren für das Goethe-Institut im Kosovo. Aus Sicherheitsgründen hat sie in Skopje eine weitere Wohnung und Meldeadresse. Sie kennt nicht nur die Fahrradszene in Leipzig, sondern weiß auch hervorragend über die besten Treckingmöglichkeiten auf dem Balkan Bescheid. Im Kosovo erlebt sie viele schräge und mitunter bedrohliche Situationen, denn die Sprachzertifikate, die sie unterschreibt, sind für Kosovar*innen die Voraussetzung für eine Ausreise.

Auf ihrem Blog berichtet sie über ihre Reisen und das Leben auf dem Balkan. Detailgetreu, unterhaltsam und sehr gut geschrieben (hat eben mal Journalistik studiert).

Während ich bei Kati sitze, beginnt es mit regnen. Die Wäsche, die vor dem Fenster hing, ist nach meiner Rückkehr bereits ins Trockne gebracht. Vielleicht ist die Vermieterin ja doch nicht so schlecht.