Das Zimmer im Kloster, das habe ich gebucht, weil nach meiner Erfahrung kirchliche Übernachtungsorte eine gute Qualität haben und weil bei booking.com Bilder von einem üppigen Buffet aufploppen. Aber, leider, nichts da mit Buffet, ich bin enttäuscht. Statt dessen die Frage des Kellners: Omelett oder Marmelade. Antwort: everything. Es kommt Brot und ein Omelett mit einer roten Creme, beides sehr lecker. Dann Marmelade, sie schmeckt wie selbstgemacht. Der Kaffee mit Milchschaum, hervorragend.
So ist das manchmal mit den Erwartungen. Sie werden enttäuscht und dann kommt unerwartet anderes, aber doch mindestens genauso Gutes um die Ecke.
Nordmazedonien ist ein kleines Land mit nur 2,1 Millionen Einwohner*innen. Die meisten sind ethnische Mazedonier*innen (64 Prozent), in den westlichen Landesteilen wohnen auch viele Albanier*innen (24 Prozent). Die Albanier*innen, die Armen, sind auf dem Balkan nicht sonderlich beliebt. Auch heute sagen wieder zwei Türken an einer Tankstelle zu mir, dass sie klauen würden und ich lieber nicht hinfahren soll.
Kriva Planka ist eine kleine, lebendige Stadt, geschmückt mit lauter Stiefmütterlichen.
An einem Stand hole ich mir meine Tagesration Obst und Gemüse und zahle für alles zusammen 20 Denar (0,33 Euro).
Oft hupen die Autos hinter mir kurz. Ganz so als ob sie mir sagen möchten, Achtung, ich überhole jetzt gleich. Vielleicht wollen sie mich auch anmachen, weil ich eine Frau bin, so wie in Italien. Oder vielleicht nur grüßen, weil manchmal winken sie auch. Ich weiß es nicht.
Auf den ersten Kilometern gibt es viele kleine Felder, bei denen man gar keine Ordnung erkennen kann. Sie sind krumm und schief, manchmal verlaufen sie in großen Bogen. Alles ist dicht gedrängt, Wohnhaus, kleiner Betonplatz, davor Beete mit Tomatenpflanzen und Zwiebeln, ein paar Obstbäume, Schuppen, Brennholz und Haustiere. Und oben, da fliegen die Schwalben.
Die Erde ist erst rotbraun gefärbt, dann ocker, dann graublau und am Ende dunkelbraun.
Später wird die Landschaft spärlicher, nur noch weite, steinige Wiesen. Darauf Ziegen und Schafe, bewacht von Hirten, die ein Smartphone in der Hand haben.
Die ganze Zeit durftet es süßlich und irgendwann enttarne ich den Verursacher.
Auf den 70 km, die ich heute insgesamt fahre, gibt es nur zwei größere Steigungen und so gelange ich zügig bis zu meiner Unterkunft. Heute schlafe ich in einem kleinen Hotel mit angeschlossener Weinkelterei. Das Zimmer habe ich mir am Morgen noch schnell reserviert.
Ich habe alle Vorräte aufgebraucht und möchte in einem Restaurant etwas essen. Aber im ersten, da ist gerade eine Hochzeit, das zweite hat zu und das dritte sieht überhaupt nicht einladend aus. Im vierten sitzen ausschließlich Männer, aber das ist mir jetzt auch egal. Auf zwei Flachbildschirmen kommt Fußball und es darf drin geraucht werden.
Es gibt nur Schweinefleisch und ich bestelle davon ein Stück sowie Brot, Salat und ein kleines Bier. Die Portionen sind riesengroß, aber ich esse trotzdem fast alles auf.
Ich habe noch nicht ausgetrunken, da bringt der Kellner mir noch ein Bier von einem der Gäste gegenüber. Ich lehne aber ab und er guckt schüchtern erst zu mir rüber, dann auf den Boden. Tut mir leid, ich bin müde.
Auf dem Rückweg da singen die Vögel, in unbekannten Melodien, auch sie sprechen hier eine andere Sprache. Morgen möchte ich nach Skopje weiterfahren und vielleicht sogar einen kurzen Ausflug nach Belgrad machen.
Es könnte sich auch um eine Robinie handeln.
Viele Grüße aus Leipzig und eine gute Weiterreise =)
Hej ihr beiden, ja Mensch, Robinie, genau. 🙂 Der Baum kam mir auch irgendwie bekannt vor, weil gibt’s ja auch manchmal in Deutschland. Aber hätte ich nicht zuordnen können.
Wie schön und gut, dass ihr Eurer botanisches Wissen mit mir und anderen teilt. 😊
Liebe Grüße aus dem heute verregneten und kühlen Skopje, brrr, Jule