In Istanbul gibt es über 100 Hamams. Um herauszufinden, welcher der beste ist, befragt Eray Eksisöziük (dt. saures Wörterbuch). Auf dieser in der Türkei populären Website kann jede*r über jedes beliebige Thema einen Artikel anlegen und zu diesen Kommentare schreiben. (Edit in advance: derzeit dauert die Prüfung neuer Artikel durch den Websitebetreiber bis zu 3 Jahre). Doch bevor wir gehen, bauen wir mein Fahrrad zusammen.
Auf den ersten Blick hat alles den Transport gut überstanden, aber die Hinterradnabe wackelt ein bisschen und irgendwie sieht der Abstand zwischen Gabel und Steuerrohr komisch aus. Zum Glück kann ich das ganze via WhatsApp-Ferndiagnose mit Kai vom Fahrradladen um die Ecke besprechen. Schon vor meiner Reise hat er mir sehr geholfen, indem er u.a. in Rekordgeschwindigkeit den Antrieb ausgetauscht und mir noch einige Tips gegeben hat.
Am späten Nachmittag gehen wir auf den Antique Bazaar, einer Art Flohmarkt ganz in der Nähe.
Das Viertel, in dem Eray wohnt, war früher hauptsächlich durch Griechen bewohnt, bevor diese im Zuge des sogenannten Pogroms von Istanbul 1955 flüchten mussten. Heute erinnern vor allem noch zahlreiche orthodoxe Kirchen an die ehemaligen Bewohner*innen.
Wir versuchen es zum dritten Mal beim Galata Tower, auch heute ist die Schlange lang. Aber nach einer halben Stunde sind wir oben und genießen einen einmaligen Ausblick auf die gesamte Innenstadt.
Es gibt die Geschichte, dass ein Mann sich Flügel baute und mit diesen vom Turm aus auf die anatolische Seite flog. Zunächst war der Sultan angetan, bekam es dann aber doch mit der Angst vor diesem ambitionierten Mann zu tun und verbannte ihn aus der Stadt.
Kurz vor 21 Uhr sind wir beim Hamam, dem traditionellen türkischen Bad.
Wir erhalten einen Slip, ein Abschrubbertuch und Chips, dann trennen sich unsere Wege. Auch wenn das hier ein gemischtes Bad ist, ist alles räumlich streng nach Geschlecht getrennt. Die Angestellten sind je nach Abteilung nur Frauen bzw. Männer. Die Reihenfolge ist genau festgelegt: ohne vorher zu duschen legt man sich in einer großen, kreisrunden und feuchtwarmen Halle auf einen erhitzen Stein. An den Wänden befinden sich Wasserhähne und -Becken, in denen die nur in einen Slip bekleideten Angestellten unermüdlich Tücher waschen. Man beginnt zu schwitzen, die Poren öffnen sich. Irgendwann kommt jemand vorbei und beginnt den Körper mit einem rauen Tuch abzurubbeln. Danach beginnt die „bubble massage“. Mit ganz viel Schaum wird der Körper massiert und die ganzen beim Peeling entfernten Hautschuppen abgewaschen. Optional kann man noch eine Ölmassage buchen, die im original türkischen Bad nicht vorkommt. Es folgt kalt-warmes Abduschen und Ausruhen in der Wärmehalle. Mitbringen muss man in diesem Hamam nichts, Shampoo, Seife, Sliper, Tücher und selbst Haarbürsten werden gestellt.
Wir gehen noch schnell in ein Selbstbedienungsrestaurant, das auf Baklava spezialisiert ist, bevor wir die letzte Metro nehmen.