Vor dem Frühstück dusche ich noch schnell und gehe zum Bahnhof, um mir eine Reservierung für die Fahrt nach Istanbul zu holen.
Ich möchte vorsorglich einen weiteren Sitzplatz für mein Fahrrad kaufen. Sie sagen, dass geht nur zusammen mit einem Fahrschein und kostet insgesamt 96 Lew (50 Euro). Ich soll da nochmal drüber nachdenken. Als ich das Ticket schließlich kaufen möchte, sagen sie, das geht nicht, weil dafür ein Name benötigt wird und der Zug sowieso schon voll ist. Ich lächle und zeige nochmal Fotos vom Karton und sie sagen, dass ich beim Einsteigen etwas Geld bereithalten soll. Ich frage wie viel und sie sagen, so 5 bis 10 Euro.
Zurück im Hostel gibt es das Frühstück aufs Zimmer.
Nachdem ich mein Gepäck abgegeben habe und mit dem Mann von der Aufbewahrung um 20 Uhr verabredet bin, gehe ich in die Stadt.
Zum Mittag gehe ich in eine Kantine und esse für 4 Lew (2 Euro) einen Erbseneintopf, der mich irgendwie an meine Kindheit erinnert. Genauso wie die bunt bemalten Tonkrüge, die auf dem Markt angeboten werden.
Sofia sieht wie Liberec aus, nur in größer, und bei dem kyrillischen Alphabet erscheint meine Russischlehrerin vor meinem inneren Auge.
Es gibt viele kleine Läden, die oft nichts anderes außer Nüsse und Bohnen im Angebot haben und trotzdem voller Kund*innen sind. Ich sitze lange auf dem Marktplatz in der Sonne, lese und schreibe ein paar neue Hosts bei warmshower an.
Sofia hat innerhalb des Stadtgebietes mehrere Mineralwasserquellen und überall in der Stadt gibt es Trinkwasserstellen. Radfahrende sehe ich wenige, vereinzelt gibt es separierte Radwege.
Die Gehwege sind hier genauso schlecht wie in Bukarest und Handy schauen während des Laufens ist keine gute Idee.
Zurück am Bahnhof führt mich der freundliche Mann von der Gepäckaufbewahrung mit einem Rollwagen zum Gleis.
Der Zug rollt eine Stunde vor Abfahrt ein und er sowie die Zugbegleiter tragen meine Sachen in das richtige Abteil. Mein Karton findet Platz in einem ausgemusterten Duschraum. Am Ende möchte der Transportmann 20 Lew (10 Euro) von mir. Ich versuche ihn kurz runterzuhandeln, gebe sie ihm aber schließlich. Wenn man so will, habe ich ja heute 40 Euro gespart.
Es ist ein neuer, sehr schöner Zug mit Dreierkabinen und Waschgelegenheit im Abteil. Wir fahren erst 20 Minuten später ab, jemand fehlt noch. Und tatsächlich bin ich jetzt allein in meinem Abteil. Ich esse noch etwas Brot, Käse und meine letzten Kekse und hoffe darauf, dass die Grenzkontrolle geschmeidig verläuft.
Ja, liebe Jule, da kommt mir manches bekannt vor. Ein Mitbringsel von unserer Reise durch Bulgarien 1980 steht heut noch im Küchenschrank. Das Dekor ist nicht gemalt, sondern getropft und verläuft dann. Den Erbseneintopf hast du in deiner Kindheit aber nicht zu Hause gegessen, denn dieses Gericht habe ich noch nie gekocht. Sei lieb gegrüßt von deinen „Ellis“!
Liebe Ellis, ja, das hab ich auch gedacht, dass es Erbseneintopf gar nicht zu Hause gab. Ich denke, es war Schulessen oder der Geschmack war nur so ähnlich zu anderen Eintöpfen. Liebe Grüße zurück