Vor dem Frühstück gehe ich nochmal zum Kaufland, um meine überschüssigen Lei in Nüsse und dunkle Schokolade umzutauschen. In einer Patisserie frage ich, wieviel ein Kaffee kostet und ob ich heißes Wasser für meine Thermoskanne bekommen kann.
Die Verkäuferin antwortet, dass der Kaffee 2 Lei (40 Cent) kostet und das Wasser kostenlos ist. Ich gebe ihr meine Themoskanne und eine kleine Wasserflasche, erhalte Teewasser und Kaffee und gehe ohne zu bezahlen. Am Eingang merke ich es, laufe zurück, sie will die beiden kleinen Plastikscheine nicht haben, ich lege sie ihr schnell hin und haste ins Hotel zurück. Nach einem großen Müsli habe ich noch eine Stunde zum packen, die ich auch in jedem Fall brauche.
Der Zug fährt 30 Minuten vorher ein, Tickets werden vor dem Einsteigen kontrolliert und auch noch direkt auf dem Bahnsteig verkauft.
Mein Karton ist zum Glück kein Problem, andere haben sogar noch mehr mit als ich.
Unterwegs passieren wir Fördertürme, die verstreut auf einer großen Wiese stehen. Schafe grasen dazwischen.
An der rumänisch-bulgarischen Grenze lerne ich Beatrice kennen, die ihren Job als Hebamme gekündigt hat, weil sie die rein wirtschaftliche Ausrichtung im Krankenhaus falsch findet. Sie fährt jetzt für drei Monate auf bulgarische Höfe arbeiten und vielleicht besteht ihre neue Aufgabe auch darin, die Geburt von Lämmern zu begleiten.
Der Schnellzug von Russe nach Sofia ist sehr alt. Es gibt Plumpsklo, kein Wasser zum Händewaschen und während der Fahrt steht immer mal wieder eine Tür offen.
Kurz nachdem wir losgefahren sind, kommt der Zug zum Stehen. Eine Zugbegleiterin läuft aufgeregt und mit ölverschmierten Händen durch den Gang. Zehn Minuten später geht es weiter.
Der Karton hat hier eine eigene Sitzreihe und die Bänke sind sehr bequem.
Wir fahren durch menschenleere Gegenden. Bulgarien hat nur 7,1 Millionen Einwohner, wovon die meisten in den Städten südlich des Balkangebirges wohnen. Auf der Fahrt haben wir durchgängig LTE.
Inzwischen bin ich in Sofia angekommen. Der Mann vom Hostel war betrunken und wollte, dass ich meinen Karton in einem Durchgang stehen lasse. Wir diskutierten lange und am Ende musste ich einsehen, dass er an Altersstarrsinn leidet. Ich habe eingecheckt, bin in mein Zimmer und habe kurze Zeit später heimlich den Karton hochgeschleppt. Vorhin klopfte es und er war sehr froh, als er sah, dass der „TV“ noch da ist.
Sehr schön der „TV“… tolles Foto von dir!