Im Gegensatz zu den ländlichen Gegenden in der Türkei gibt es in Istanbul sehr wenige Trinkwasserstellen. Offiziell ist das Leitungswasser trinkbar, aber niemand glaubt daran, dass das gesund ist. Und so landen hier, genauso wie anderswo tagtäglich unzählige Plastikflaschen im Müll.
Ich frage Eray, inwiefern Umweltschutz eine Rolle in der Öffentlichkeit spielt. Es ist ähnlich, wie in Deutschland: es interessiert sich letztendlich nur ein Teil der schrumpfenden Mittelschicht dafür. Unternehmen werben mit umweltfreundlichen Maßnahmen, nur, um noch mehr zu verkaufen. Der Fisch, den man im Fischbrötchen (Balik Ekmek) essen kann, kommt aus Norwegen. Ist diese Welt nicht schon längst verloren?
Duatepe Mahallesi, das Viertel, in dem Eray wohnt, verändert sich: Es entstehen immer mehr Wohnungen für Reiche und der Kontrast zwischen denjenige*n, die den Müll nach Rohstoffen (Papier, Metall, Plastik) durchwühlen und denjenige*n, die gleich daneben in einem schicken Kaffee sitzen, ist deutlich sichtbar.
Nach dem vollen Programm der letzten Tage, lassen wir es ruhig angehen. Nach einer kleinen Testfahrt mit dem Fahrrad schlendern wir erstmal ohne Ziel durch die Stadt.
Wir nehmen Fähre und Bus und fahren nach Kuzguncuk, einem Viertel mit hübschen, bunten Häuschen.
Hier gibt es auch eine große Fläche, auf der Menschen ein Hochbeet mieten und bepflanzen können. So etwas ist sehr selten in Istanbul, aber, wie man sieht, es gibt nichts, was es nicht gibt.
Wir fahren nochmal Bus und kommen nach Çengelköy.
Wir essen noch einen Çigköfte, einen Dürrüm mit Bulgur, scharfen Gewürzen, Zitrone und Salat drin, sehr lecker und für Fastfood gar nicht so ungesund.
Nach einem Tee und ein paar Runden Backgammon in einer kleinen Kneipe fahren wir zurück, weil es mich fröstelt. Hoffentlich werde ich nicht krank.