Schon am Morgen mache ich alles im langem Modus. Wäsche waschen, ausgiebig Frühstücken, von Jochen und Étienne verabschieden.
Sie geben mir den Tip, ab Weltenburg das Boot zu nehmen. Kostet zehn Euro, alternativ könnte ich einen landschaftlich langweiligen Berg überqueren.
Abfahrt am Camping kurz vor zwei. In den Dörfern werkeln Hausfrauen im Garten, Männer holen Holz im Wald. Auf den Feldern steht Fenchel, neben dem allgegenwärtigen Mais.
Nach dreizehn Kilometern erreiche ich Kloster Weltenburg, ein sehr beliebtes Ausflugsziel. Im Innenhof ein Biergarten, mindestens fünfzig Tische komplett belegt. Ich hole mir ein Ticket und warte mit vielen Familien, Rentnern und ein paar anderen Radwander*innen am Bootsanleger. Versuche Claudi zu erreichen, aber es gibt kein Netz. (Wenn ich mich recht entsinne, habe ich auf der ganzen Reise noch nicht einmal gar keinen Empfang gehabt.)
Auf dem großen Ausflugsboot wird an allen Sitzplätzen serviert, Kaffee, Kuchen, Kaltgetränke und Bier. Lautsprecher gehen an, eine Aufnahme wird abgespielt.
Eine tiefe, männliche Stimme erläutert (ausschließlich auf deutsch): die Weltenburger Enge, engste Stelle der Donau, nur 70 Meter breit. Links von uns die lange Wand, in der Ringe zum Hochziehen der Boote eingelassen wurden. Felsformationen hoch oben im Wald, Max und Moritz, die steinerne Jungfrau. Dieser Donauabschnitt ist 1978 mit dem „Europadiplom“ (noch nie gehört) ausgezeichnet worden. Der Schiffsverkehr wurde genau reglementiert und auf die Ausflugsboote beschränkt. Damit sei dem Schutz des Naturdenkmals „ausreichend“ Rechnung getragen. An den grünen Schildern am Ufer kann man ablesen, wie weit es von hieraus bis zur Mündung ist (2.417 Kilometer).
Nach sechs Kilometern in Kelheim aussteigen, kurzer Blick zurück auf die Befreiungshalle (eröffnet 1863 zum 50-jährigen Jubiläum der Völkerschlacht bei Leipzig).
Über geschotterte Wege fahre ich das erste Mal auf dem hier beschilderten Donauradweg. Am Fluss stehen Wohnwagen und Zelte, ein paar Menschen baden. Ein luxuriös aussehendes, kleines Flusskreuzfahrtsschiff zieht vorbei.
Irgendwann merke ich, dass ich in die falsche Richtung unterwegs bin. Durch die leichte Biegung des Flusses habe ich zudem einen langen Halbkreis abgefahren und stehe jetzt an der selben Stelle, an der ich vor 45 Minuten bereits einmal war. Heute also einmal im Kreis gefahren, soso.
Nach nur 31 gefahrenen Kilometern beschließe ich in Kapfelberg zu übernachten, brauche ein bisschen Erholung.
Gehe in einen Imbiss am Hafen, trinke ein kleines Bier und schau in die Abendsonne.
Auf dem Campingplatz wird draußen abkassiert, 9 Euro plus 1,50 Euro fürs Duschen. Er ist sehr klein und einfach, eine Rezeption gibt es nicht.
Nachdem das Zelt aufgebaut ist, esse ich erneut sehr viel. Es ist, als ob mir gerade etwas fehlen würde, ganze vier Brötchen, ein großes Stück Käse sowie drei Eier schlinge ich allein heute Abend in mich hinein.
Nur noch kurz Zähneputzen und schon halb neun ins Zelt verkriechen. Unmittelbar in einen komaartigen Schlaf gefallen.
Funkloch. Willkommen in Deutschland! 🙂
Deine Worte, meine Worte, unsre Worte 🙂