Die Straßenbahnen in Padua fahren auf nur einer Schiene. Damit sie nicht umfallen, haben sie rechts und links zusätzliche Gummireifen, die auf extra glatten Asphaltbahnen rollen. Wirklich merkwürdig, diese Straßenbahnen.
In der Innenstadt gibt es einen großen Platz, laut Wikipedia der drittgrößte Stadtplatz Europas. Dort steht Wachpersonal das pfeift, damit wir hier nicht mit dem Fahrrad fahren.
Gestern haben wir die Basilika des Heiligen Antonius von außen gesehen, jetzt gehen wir nochmal nacheinander rein (abwechselnd auf die Räder aufpassend).
In der großen Kirche steht links auf einem Podest ein großer, steinerner Sarg, hinter den die Gläubigen treten und ihre Hände anhalten. Ein Mann hat eine Plastiktüte mit, die drückt er gegen den Stein und betet. Ich würde gern wissen, was da drin ist, in der Tüte. An den Seiten der Tomba sind große Plexiglasscheiben aufgestellt, die voll mit Fotos und Fürbitteschreiben sind (befestigt mit bunten Haarspangen und -klemmen).
Hinter dem Altar ein weiterer Raum, vor den Reliquienschränken hat sich eine lange Schlange gebildet.
Mit Glas, Gold und Diamanten verziert, liegt da der Unterkiefer vom Heiligen Antonius.
In der Sakristei wird Heiliges Wasser verkauft, eine kleine Plastikflasche für einen Euro. Irgendwie erinnert mich das alles an die orthodoxen Kirchen auf dem Balkan, auch hier wird dem Ritus und heiligen Gegenständen beim Besuch einer Kirche höchste Bedeutung zugemessen.
Nachdem Olaf die Kirche ebenfalls gesehen hat, kaufen wir noch frisches Brot und fahren los in Richtung Vicenza. Immer entlang des Fernradwegs I1, der von Venedig bis zum Gardasee führt. Neben uns der Bacchiglione, ein Fluss auf dem früher Waren transportiert wurden. Auf den abgeernteten Feldern picken Tauben, vor allem Ringeltauben, aber auch Türkentauben und ein paar weiße Tauben. Vor uns flüchten drei Pfauen, die werden hier als Haustiere gehalten.
Olaf macht sich Sorgen, dass er einen Hitzschlag bekommen könnte. Vor ein paar Tagen ist daran ein 32 Jahre alter Football-Profi gestorben. Und: fünf weitere Hitzetote in Europa. Hat er alles genau nachgelesen (inklusive Begleitumstände), als Hypochonder braucht er diese Informationen. Ich hingegen bin froh, dass mein Hintern nicht mehr ganz so weh tut, penible, seifenlose Hygiene plus Penatencreme scheinen mal wieder zu helfen.
Die Landschaft sieht irgendwie so gar nicht nach Italien aus. Das flache Land, die Felder und Kanäle. Eher wie die Niederlande, nur in warm.
In jedem Dorf ein hoher, schlanker Kirchturm mit einer Figur oder einem Kreuz oben drauf. Der Turm ist nicht Teil des Kirchengebäudes, sondern steht separat ein paar Meter daneben.
Um uns tauchen die ersten Berge auf, manche werden von einem Castello gekrönt.
Als wir fast beim Campingplatz sind, hält neben uns ein Auto. Der Mann möchte wissen, wo wir hinmöchten, damit er uns den Weg erklären kann. Olaf kann dem Gespräch sogar in Grundzügen folgen, teilweise echt einfach, dieses Italienisch.
Auf dem Agriturismo-Hof mit kleinem Campingplatz sind wir die einzigen Gäste. Die Nacht kostet acht Euro pro Person, inklusive Strom und warmer Dusche. Echt günstig, dafür dass wir hier in Nähe von Vicenza, einer der reichsten Städte Italiens sind.
Am Abend zieht in den Bergen um uns ein Gewitter auf, wir genießen den auffrischenden Wind ohne selbst vom Regen betroffen zu werden. Und die Stille und Freiheit inmitten der Natur.
Morgen fahren wir weiter nach Verona.