In der Regel ist es nachts im Zelt wesentlich kühler und angenehmer als in einem Haus (das die Wärme speichert). Letzte Nacht jedoch hat es sich, trotz sternenklarem Himmel, nicht abgekühlt. Alle haben geschwitzt, im Liegen, ohne jede Bedeckung. Wer konnte, entfernte das Überzelt, um ein wenig frische Luft zu erhaschen. Und duschte am Morgen nochmal, auf dass die Haut für kurze Zeit nicht klebte.
Um zehn sind wir abfahrtsbereit und sehen, wie gerade eine Fähre ablegt. Nun heißt es warten, denn die Autofähren (die auch Fahrräder mitnehmen) fahren wesentlich seltener als die Wasserbusse.
Die Überfahrt vom Lido bis zum Hafen von Venezia dauert vierzig Minuten, vorbei an den wichtigsten Sehenswürdigkeiten der Stadt.
Angekommen, suchen wir die Zufahrt auf die Brücke (die die auf über hundert Inseln liegende Altstadt mit dem Festland verbindet). Wir finden einen separaten Fußweg, auf dem auch andere Radfahren.
In der Mitte der Brücke dann plötzlich Schilder, die das Ende und den Anfang eines Radwegs ausweisen. Im trüben, seichten Wasser schwimmen große Fische, schnappen an der Oberfläche nach Luft. Auf der anderen Seite die Hafen- und Industrieanlagen von Marghera so weit das Auge reicht.
Dazwischen verlaufen modern ausgebaute Radwege, inklusive Ampelschaltungen vor Unterführungen. Wir kommen an der Universität von Venedig vorbei, eingeklemmt zwischen Schnellstraßen und Industiekomplexen. Ob es hier schön ist, zu studieren? Asiatische Touristen haben hier ihr Hotel, haben sie sich sicher anders vorgestellt, das Venedig.
Die nächsten Kilometer geht es durch eine leicht besiedelte, ebene Landschaft mit kleinen Flüssen, vielen Bananenstauden und schicken Gutshöfen.
Vor den Fenstern der Häuser hier glatte, teilweise mit Scharnieren einklappbare Holzfensterläden, sehen ganz anders aus als die mit Lamellen.
Als wir in Padua ankommen, haben wir noch Zeit bis zum vereinbarten Check-In halb acht. Wir schauen in der Innenstadt vorbei, gelangen zufällig zur bedeutendsten Sehenswürdigkeit, der Basilika des Heiligen Antonius.
Vor der Wallfahrtskirche Touristengruppen aus Mexiko und Rumänien. Weiter in der Stadt, steht auf dem Markt ein herrlicher Palazzo.
Ich gehe kurz in einen kleinen Supermarkt, an der Theke kauft ein Mann vor mir eingelegte Schnecken. Irgendwie sehen die schon eklig aus, mit ihren herausguckenden Fühlern, aber ich bin auch neugierig, wie sie wohl schmecken.
Eine kleine Schale, nur zum Kosten (später weiß ich: rauspulen schwierig, geschmacklich ok).
Als wir pünktlich an der vorher gebuchten Wohnung ankommen, verkündet der Vermieter stolz, dass er heute Fahrrad fährt und deshalb zehn Minuten später kommt. Die Fahrräder sollen wir draußen vor dem Haus stehen lassen, der Vermieter bringt bedächtig zusätzlich zu den unseren noch weitere Schlösser an. Oben in der Wohnung sehen wir, das ist hier super klein, keine 30 qm. Nun möchte er hier eng gedrängt noch alles mögliche von uns wissen und 50 Euro Kaution. So eine auf maximale Sicherheit bedachte Trantüte, mir platzt der Geduldsfaden. Kurze Zeit später verlässt er uns, ohne den Boiler für warmes Wasser anzustellen. Es gibt eine Klimaanlage, aber die trauen wir uns kaum anzumachen, denn deren Luftschlauch führt durch ein scheibenloses Fenster (durch das warme Luft wieder hereinströmt). Was für eine Energieverschwendung. „Na“ sag ich zu Olaf, „manchmal macht man eben einen Griff ins Klo“. Und: schon morgen fahren wir mit den dann hoffentlich noch vorhandenen Rädern weiter.