Als Olaf packt, unterhalte ich mich im Küchenzelt des Campingplatzes mit einer anderen Radreisenden. Sie schwärmt von der Biennale. Die Arsenale, den Teil, den wir noch nicht gesehen haben, besonders interessant. Und auch richtig gut, dass man dort mit dem einen Tagesticket an einem anderen Tag auch noch reingehen kann … .
Ich flitze zum Zelt, frage, wollen wir nicht doch noch bleiben. Antwort: „Na gut, machen wir“. Kurz nach eins sind wir wieder am Schiffbusbahnhof, haben Glück, 48h-Ticket für die Überfahrt ist noch gültig.
Während sich die Zugangsschranke öffnet, drängelt sich flink und geschickt ein Opa vor und ist, zack, mit im Wartebereich. Eigentlich sieht er richtig schick aus, der Opa, frisch rasiert, weißes Poloshirt, Anzugshose. Nur ein paar speckige Flecken auf dem Shirt lassen erahnen, dass vielleicht doch etwas in seinem Leben nicht (mehr) stimmt. Und dass das Leben hier vielleicht (inzwischen) zu teuer für ihn ist (Ticket für Einzelfahrt: 7,50 Euro).
Auf der Arsenale erkennen wir einiges wieder. Viele Künstler, deren Werke in den giardini ausgestellt werden, sind hier ein zweites Mal vertreten. Stört uns nicht, weil zeigt nochmal eine neue Perspektive und vertieft Erinnerungen.
Unter anderem die Installationen von Ed Atkins und Gabriel Rico, einfach genial.
In den hohen Werfthallen mit den alten, rissigen Backsteinwänden kommt die Kunst fast noch besser zur Geltung als in den modernen Pavillons der giardini. Große Stellwände trennen die Ausstellungsflächen, zu jedem Werk gibt es einen Text in englisch und italienisch. Sehr viel Multimediales, Filmsequenzen, die auf mehreren großen Bildschirmen parallel laufen.
Der türkische Raum besteht aus grauen Rampen und Wänden, darin eingelassen durchgeschnittene Stühle, untergehende Köpfen und Bildschirme mit stumm vor sich hin sprechenden und aneinander gebundenen, sich langsam gegenseitig erdrosselnden Menschen. Ziemlich beklemmend.
Der Luxemburgische Pavillon dagegen freundlicher, eine Rampe mit unzähligen Heften und Büchern, „beschrieben vom Meer“.
Nach ein paar Stunden Kunstgenuss bin ich komplett fertig, viel zu viele Eindrücke. Im Eiltempo, schaffen wir es noch bis um sechs fast alle Ausstellungsflächen zu besuchen. Olaf trifft einen Bekannten von früher ausm Voxxx, wir gehen in eine Bar.
Ich wähle das wohl populärste Getränk in Venezien, Spritz Aperol. Darin, das ist merkwürdig, neben der Orangenscheibe eine aufgespießte Olive.
Gespräche über alte Bekannte, (zu viel) Arbeit und Italien. Und darüber, dass selbst wenn man etwas studiert hat (wie in diesem Fall Kinderpsychologie), dies nicht davor bewahrt, die gleichen Fehler zu machen wie alle anderen auch. Aber wenigstens, das ist wohl das gute daran, merkt und reflektiert man es.
Während wir dasitzen zieht eine mit Baumaschinen beladene Fähre und ein Segelschiff von Star Clippers (Kreuzfahrtanbieter) in der Lagune vorüber.
Um acht fahren wir zurück, möchten uns noch für die Weiterfahrt vorbereiten. Auf dem Campingplatz sind fast alle Gäste aus dem deutschsprachigen Raum, italienisch spreche ich hier oben kaum noch. Ich mache mir etwas Sorgen, weil ich mir am Hintern eine Entzündung zugezogen habe. Aber wird schon gehen, nur 40 ebene Kilometer bis Padua. Wir werden morgen versuchen früh loszumachen, um während der größten Mittagshitze (bis zu 37 Grad werden morgen erwartet) eine Pause einlegen zu können.