Früh aufstehen, um sechs, damit ich alles bis zum Check-Out um 10.30 Uhr schaffe. Olaf kann weiterschlafen, hat ja keinen Blog. Nachher holt er die Fahrräder ab und plant die Strecke genauer. Schon praktisch, ab jetzt gibt es Arbeitsteilung.
Für die Befestigung der Sättel brauchen wir einen 13er Schlüssel. Haben wir nicht, also nochmal in einen Fahrradladen.
Vor der Porta delle Lame ein Denkmal, für Partisanenkämpfe von 1944. Die ganze Region Emilia–Romagna ist traditionell links, ausgehend von Solidarvereinen der Landarbeiter*innen in der Ebene.
Raus aus der Stadt über einen kleinen Schotterweg, der entlang eines Kanals führt.
Im trüben Wasser lassen sich Rotwangenschmuckschildkröten treiben. Von denen hatten wir in meiner Kindheit auch zwei.
Schön kühl ist es hier, am Wasser und im Schatten. Und so einfach zu fahren.
Wir gelangen in ein umzäuntes, bewachtes Gewerbegebiet, Konfektionierungsflächen für die großen italienischen Modemarken. Direkt dahinter der Interporto Bologna, riesige Logistikflächen mit Schienen und Verladebahnhof. Wir werden von vielen LKWs überholt.
Alles ist hier ein bisschen größer, die Hirsefelder unendlich, die Heuballen hoch und breit gestapelt. Früher wurde in dieser Gegend Reis angebaut und noch heute sind viele der umliegenden Flächen sumpfig und überschwemmt.
Kanäle und kleine Bäche durchziehen die Landschaft. Wir passieren die Ortschaften Gallo (Hahn) und Ucellino (Vögelchen).
Machen halt an einem Café für einen Espresso (ich), Limo (Olaf) und frisches (Leitungs)wasser (beide). Nacheinander tauchen drei Feldarbeiter auf, die hier einen Feierabend-Prosecco (statt Feierabendbier) trinken.
Die letzten zwanzig Kilometer fahren wir im Eiltempo durch, geht über langweilige Landstraßen.
Ferrara ist eine Fahrradstadt, über 30 % der Wege werden mit dem Fahrrad zurückgelegt (vergleichbar mit Amsterdam). Der erste Eindruck von der Innenstadt, wieder sehr schön hier. Nachdem wir durch eine enge Gasse gefahren sind, gelangen wir auf einen Platz mit rosa-weiß gesteiftem Glockenturm.
An der einen Seite der Kathedrale ist unter die Rundbögen, die auf Säulen ruhen, eine lange Loggia mit Läden angebaut. Wenige Meter weiter, ein Wasserschloss, das eher wie eine Burg aussieht.
Das Castello Estense wurde bei einem Erdbeben 2012 genauso wie weitere Bauten (die zum UNESCO-Weltkulturerbe erklärt wurden) schwer beschädigt. Sehen wir aber erstmal nichts davon. Entlang der alten Stadtmauer gelangen wir auf einem Radweg zum Campingplatz, wo meine Schwester mit Familie schon wartet.
Es gibt viel zu erzählen und gutes Essen. Morgen bleiben wir hier, mit den Kindern spielen, mal in die Stadt fahren.