Um sieben knackt es laut im Zimmer. Und dann noch mal. Eine der Zimmergenossinnen trinkt aus einer Plastikflasche, auf das es nur so kracht. Ich bin daraufhin hellwach und kann, im Gegensatz zu ihr, nicht weiter schlafen.
Also frühstücke ich, mangels direkt verfügbarer Alternativen Taralli.
Die knusprigen Ringe gibt es in ganz Süditalien, man bekommt sie in süß oder herzhaft in verschiedenen Größen und Geschmacksrichtungen. Die Großen mit Nüssen (ungesüßt) habe ich das erste Mal hier in Pompei beim Bäcker gesehen und befinde jetzt, wirklich sehr lecker.
Wenn ich Obst und Gemüse einkaufen gehe, dann ist das wie Lottospielen.
Denn nachdem ich alles ausgewählt habe, nennen die Verkäufer*innen mir entweder sofort irgendeinen runden Preis oder legen alles zusammen (pro forma) nochmal auf die Waage. So entstehen für die gleiche Auswahl Preise zwischen 1,50 und 5 Euro. Während des Bezahlens zaubern sie oft noch irgendetwas unter der Theke hervor, das gibt es dann extra.
Bis zum Hostel in Napoli sind es 24 Kilometer. Auf dem Weg schließt eine Kleinstadt an die andere an. Irgendwann werden die Häuser höher und es kommen Oberleitungen für die Busse dazu. Da denke ich mir, das ist jetzt sicher Napoli.
Den ganzen Tag bin ich müde und so ist das erste, was ich nach der Ankunft im siebenten Stock tue, schlafen. Auch hier gibt es keinen Bezug für die Decke, sondern nur eine leichte Überdecke und ein Laken dazu. Als es noch kühler war, in Mazedonien und Albanien, da musste ich das Laken zwischen meinen Körper und die Decke platzieren. Natürlich ist es in der Nacht immer verrutscht und dann hatte ich die selbe, blanke Decke um mich, die schon viele vor mir wärmte.
Direkt unter dem Hostel stehen auf der Straße Koffer, Kleidungsstücke, Schmuck und natürlich jede Menge Gucci-Handtaschen zum Verkauf. Alles ist ein bisschen angeranzt und vollgemüllt.
Die Auslagen der Geschäfte sind übervoll und die Gehwege quellen über vor Menschen. Fülle, Lärm und Hektik einer Großstadt.
In den engen Häuserschluchten gibt es überall zu Essen: Sforgliatelle, Panino napolitano, Panzanella, Cannoli, Parigina, Ripieno, Graffa, Crostata, Babà grande e piccola … und natürlich Pizza, Pizza Maghareta, zusammengeklappte Pizza, frittierte Pizza. Pizza mit Pommes und „Wurstel“ (Umlaute können Italiener*innen nicht aussprechen, deshalb werden sie einfach weggelassen).
Auf Wikipedia gibt es eine Liste von regionalen Spezialitäten, ausgewählt und bestätigt durch das italienische Landwirtschaftsministerium. Allein für die Region Kampanien werden 268 typische Speisen aufgezählt.
Ich gehe zur Cappella Sansevero, wo ich mir den verhüllten Christus (Cristo velato) anschaue.
Der Schleier spannt sich so realistisch über den liegenden Körper, dass die Legende entstanden ist, dass der Bildhauer Giuseppe Sammartino 1753 ein echtes Tuch auf die Mamorskulptur gelegt habe. Dieses sei dann von ihm in einem chemischen Prozess umgewandelt worden. Aber natürlich alles echter Mamor, der hatte es einfach nur drauf.
Auf der Straße höre ich spanisch, englisch, französisch, deutsch, russisch und jede Menge andere Sprachen. Selbstverständlich werde ich nicht auf italienisch, sondern auf englisch angesprochen.
Mir kommen lauter Leute mit Regenbogenfahnen entgegen.
Heute war Gay Pride in der Stadt.
In einer Pizzaria bestelle ich eine Pizza Napoli, so viel Lokalfood muss sein.
Ich bin ganz froh, dass ich den ganzen Ablauf schon ein bisschen kenne. Den Aufpreis für das Coperto (Gedeck) zum Beispiel.
Und, dass man Trinkgeld nicht direkt beim Bezahlen drauf rechnet, sondern am Ende auf dem Tisch liegen lässt.
Zurück im Hostel mache ich noch ein paar Dehn- und Kraftübungen, habe ich schon viel zu lange ausfallen lassen. Morgen geht es in die Stadt, allein auf Sightseeingtour. Denn leider hat nur eine Person auf meine Anfragen bei warmshowers reagiert und das mit einer Absage. In der Türkei und auf dem Balkan hat das wesentlich besser funktioniert.
Das mit dem verhüllten Christus ist ja spannend.
Dir weiter eine gute und sichere Fahrt!