Nun bin ich also nach Plowdiw (Bulgarien) in der zweiten der beiden Kulturhauptstädte Europas 2019.

Auch wenn die Altstadt kompakt aufgebaut ist, fühle ich mich anfangs überfordert von den vielen kleinen Gassen, den zahlreichen Kirchen und Plätzen, vom überreichen Angebot regionaler Spezialitäten.
Matera ist unter anderem für sein Brot bekannt, das überall in übergroßen Portionen zur Schau gestellt wird. Eigentlich ist gar nichts besonders an diesem Brot, es hält sich nur besonders lange frisch.

Hinter jeder Ecke wartet hier ein neuer großartiger Ausblick auf die an die Felsen geschmiegten Häuser.

An einem der Aussichtspunkte wird auf ein Projekt hingewiesen, bei dem es um die Sammlung der sozialen Aspekte von Essen geht.

Auf einer Website werden die einzelnen Gerichte und Geschichten zu gemeinsamen Kochaktionen (die vor allem bei Instagram unter dem Hashtag #mamamiaaa gesammelt werden) vorgestellt. Gefällt mir sehr.
Genauso wie in anderen Städten Italiens ist das Pflaster auf den Straßen und Treppen in Matera glatt und rutschig. Wenn ich mit dem Fahrrad darüber fahre, quietscht es. Und wenn man hier zu Fuß unterwegs ist, was definitiv die bessere Wahl ist, muss man schon sehr aufpassen, dass man nicht auf einer der Treppen den Abgang macht.
Auch hier gibt es diese hohen, weißen Bögen für Lichtinstallationen, die gerade um weitere Elemente ergänzt werden. Am 2. Juli ist Stadtfest, dass unter anderm mit einer Prozession begangen wird. Die mitgeführten Heiligenfiguren (in Matera ist das Maria), werden am Ende des Festtages zerstört. In Matera erbeutet und zerschlägt eine wilden Meute die Figuren, in anderen Städten werden sie verbrannt. Man sagt, nur so könne etwas Neues beginnen.
Schilder weisen darauf hin, dass für den gefährdeten Rötelfalken Brutkästen installiert wurden, aber leider sehe ich gerade keine über der Stadt schweben.
Ich treffe ein argentinisches Pärchen mit Hund, die durch Italien, vielleicht auch später nach Frankreich fahren.

Sie campen ausschließlich wild, noch hatten sie nie Probleme damit.

In der Chiesa Rupestre di S. Giuliano schaue ich mir die Fresken an, die an Höhlenwände gemalt wurden.
Matera gehört zu den ältesten Städten der Welt, seit der Jungsteinzeit ist das Gebiet rund um das Flusstal besiedelt. Auf beiden Seiten der steilen Hänge wurden in die Felswände Höhlenwohnungen bebaut, die Sassi.

In einigen Sassi kann man sich anschauen, wie das funktionierte. Eine große Familie auf 60 qm inklusive einem Pferd, Maulesel und Hühnern unter dem Bett. Es gab auch viele Höhlen zum Lagern von Lebensmitteln, unter anderem wurde Schnee zum Herstellen von kühlen Speisen und Getränke konserviert.
In den 50er Jahren galt es als Schande, dass noch immer Menschen ohne Elektrizität und fließendem Wasser leben. Die 30.000 Bewohner wurden daraufhin in moderne Wohnungen zwangsumgesiedelt.
Auf einer der Straßen stehen LKWs und es finden gerade Bühnenproben statt.

Erst denke ich, dass es vielleicht ein Filmdreh ist, schließlich wurden hier schon zig Produktionen umgesetzt (u.a. „Die Passion Christi“ von Mel Gibson). Aber das was ich sehe, sind die Aufbauten für ein Konzert der italienischen Popband „Il volo“.
Um morgen gut versorgt weiterfahren zu können, kaufe ich heute ordentlich ein. Eine Apres-Sonnencreme zum Beispiel, die ich in einer Apotheke kaufe, weil es so etwas wie Drogeriemärkte (DM, Rossmann etc.) in dieser Form nicht gibt.

Ich gehe auch wieder in einen Käseladen und lasse mich ausgiebig beraten, welche Sorte ich denn jetzt am besten mal ausprobieren sollte.
Am Abend holt mich Daniele ab und wir gehen gemeinsam essen. Weil ich es wirklich nicht weiß, frage ich, ob man denn auch nur eine Vorspeise (Antipasti) und einen primo piatto nehmen kann. Weil alle vier Gänge, das erscheint mir wirklich etwas viel. Geht natürlich, kann man immer alles irgendwie individuell zusammenstellen lassen.

Nach Büffelmozarella, Octopus, Risotto und einem Panacotta-Dessert bin ich auch wirklich pappsatt.
Wir treffen uns noch auf ein Bier mit seinen Freunden, bei dem ich überlege, ob ich es vielleicht auch mal mit dem Einsatz von diversen Gesten versuchen sollte oder ob das bei mir unnatürlich aussieht. Sobald Italiener*innen anfangen irgendetwas ernsthaft zu erzählen oder zu erklären, nutzen sie die Hände, nein, die ganzen Arme, um das entsprechende auch bildlich vor den Gesprächspartnern auferstehen zu lassen. Manchmal sieht das sehr lustig aus.
Es ist schon um zwei und noch immer sehr warm, Top und Rock sind völlig ausreichend.
Morgen möchte ich weiter in Richtung Westen fahren, um irgendwann nach Napoli und Rom zu gelangen.