Es ist schön, so auf dem Campingplatz im Schatten zu sitzen. Und es wäre jetzt noch schöner, ans nahe Meer zu fahren. Doch mein Ziel ist heute Matera, die Stadt, die mich schon vor zwölf Jahren beeindruckt hat.

Um 13 Uhr bin ich (endlich) abfahrtbereit.

Vorbei an Zitronen- und Orangenplantagen fahre ich ins Landesinnere. Auf dem Navi sehe ich, dass es demnächst nach oben geht und dass nach Palagiano kein Ort kommt, wo ich etwas zu essen kaufen kann. Deshalb suche und finde ich einen Panificio mit angeschlossenem Café.

Ein pudicca und ein supersüßer Babà, so viel Kalorien müssen jetzt sein.
Ich gelange auf eine kleine Straßen und als der Berg kommt, steige ich ab und schiebe über vier Kilometer. Es ist steil und vor allem zu warm und zu anstrengend hier hoch zu fahren. Für einen kurzen Moment verdunkelt sich der Himmel und es fallen sogar ein paar wenige Regentropfen auf die ausgetrocknete Erde.
Als ich fast oben bin, trete ich fast auf eine 1,5 m lange Schlange. Ich erschrecke sehr, genauso wie sie, die schnell die Flucht ins nahe Gras antritt. Später erfahre ich, dass die großen Schlangen kein Problem sind, die kleinen, die Vipern, die sind gefährlich.
Die Straße endet in einem Trampelpfand. Quer über die schmale Schneise in den Büschen verlaufen unzählige Spinnweben. Ich versuche ihnen auszuweichen, aber das ist nicht möglich, die Fäden verfangen sich an meinen Taschen, meiner Kleidung, meinem Körper. Dicke Spinnen krabbeln meine Arme hoch, das Gesicht und der Helm überzogen mit den weißen Fäden. Bremsen stechen mir in die Beine. Ekelhaft.
Ich weiß, dass ich jetzt eigentlich die festen Schuhe und lange Hosen anziehen müsste. Tue es nicht, weil ich nur noch schnell raus und weg möchte. Aber im Nachhinein denke ich mir, das war wirklich zu riskant, wegen der Schlangen. Sollte ich wieder auf einen solchen Weg gelangen, ziehe ich mich um.

Der Pfad endet vor einer hüfthohen Mauer, hinter der die ersehnte Straße liegt. Alles abpacken und drüber heben.

Ich gelange erneut auf Straßen, die zwar irgendwann als gesperrt ausgewiesen wurden, aber auf denen trotzdem alle fahren.
Die Hochebene ist von Kornfeldern überzogen, LKWs beladen mit Heuballen überholen mich. Manche hupen und fahren dann mit viel zu wenig Sicherheitsabstand an mir vorbei. Ich bekomme richtig schlechte Laune, die sich erst bessert, als ich Kopfhörer mit Musik aufsetze. Falls mich hier auf der Landstraße jemand von hinten an- oder umfährt, kann ich es sowieso nicht ändern. Ich kann den Verkehr im Rückspiegel beobachten und versuchen möglichst gerade zu fahren, mehr nicht.
Kurz vor Matera schickt mich das Navi nach rechts den Berg hoch, was mich schon etwas wundert.

Oben angekommen, ist die Aussicht auf die Stadt großartig.
Aber auf dem schmalen Pfad durch das tiefe Tal auf die andere Seite zum Hostel zu gelangen ist schier unmöglich. Drei Kilometer wieder zurück und runter, ein paar geradeaus und wieder nach oben. Um halb neun erreiche ich mit müden Beinen und klebrig verschwitzt die Unterkunft. Duschen, essen, telefonieren und raus.
Gleich nebenan findet in einer Bar ein Konzert statt, richtig was los hier.

Es wird getanzt und gequatscht, die ganze Straße ist voll mit Leuten.
Ich lerne Daniele kennen und wir stellen fest, dass wir einen gemeinsamen Freund haben. Michele, der inzwischen in Rom wohnt und den ich demnächst besuchen möchte, hat mit Daniele früher in einer Band gespielt.

So klein kann die Welt sein. Als die Bar schließt, gehen wir ein paar Häuser weiter in die nächste. Es wird spät, wie spät weiß ich nicht, aber ich bin am Ende froh, dass mir trotzdem noch die Tür-PIN vom Hostel einfällt.
Huhu Basti, ja na Weltkulturerbestatus hat Matera schon länger (1993), aber es ist dieses Jahr Europäische Kulturhauptstadt. War bestimmt deshalb in der Zeitung. Ist auf jeden Fall klasse hier, nicht so überlaufen wie Dubrovnik zum Beispiel und wirklich etwas besonderes. Liebe Grüße nach Nürnberg