Heute gehe ich in die Stadt, zunächst wieder an die Strandpromenade, die gesäumt ist von Hotels und Restaurants.
Touristen im Rentenalter gehen in der Sonne spazieren, werden angeworben für Bootsfahren, Snacks und Souvenirs. Im klaren, seichten Wasser schwimmen kleine Fische.
Ein alter Mann mit seinem Fahrrad möchte, dass ich mich zu ihm setze. Er spricht nur mazedonisch und es scheint ihn auch überhaupt nicht zu stören, dass ich kein Wort verstehe.
Er zeigt in diese und jene Richtung, wahrscheinlich erklärt er gerade was es so alles zu sehen gibt. Er schenkt mir einen Schokoriegel und erzählt dann etwas von Partisanen und Italien. Zur Verabschiedung küsst er meine Hand.
In einer kleinen Papier- und Druckwerkstatt wird eine Gutenbergpresse gezeigt.
Ich gehe in die Altstadt, kleine Gassen mit sanierten Fachwerkhäusern aus dem 19. Jahrhundert.
Ich habe nur noch 400 Denar und der Eintritt in die Sophienkirche kostet 100 Denar (1,60 Euro). Aber „no worry“, ich darf kostenfrei rein. Genauso später dann auf der Festung und weiteren Kirchen.
Die Fresken, die man nicht fotografieren darf, sind auch hier gut erhalten. Auf einem tiefen dunkelblau strahlen die abgebildeten Heiligen mit ihren bunten Gewändern, ganz natürlich und lebensnah. Das verwendete Blau, erfahre ich, war und ist besonders teuer, gewonnen aus einem Mineral aus Afghanistan. Ein Kilo davon kostet soviel wie ein Kilo Gold.
Vor einer Kirche oben auf dem Berg Schulklassen, die Kinder holen sich gerade alle ein Fertigeis. Ein Viertel von ihnen ist übergewichtig. Was tun wir, beziehungsweise die Lebensmittelindustrie und Gesellschaft ihnen an, diese Allgegenwart von zusammengeklebten Produkten aus Zucker, Vollmilchpulver, Emulgatoren und gehärteten Fetten.
Auf der Festung genieße ich einen Rundumblick über die ganze Stadt und den See.
An alten Steinmauern entlang gehe ich zurück Richtung Einkaufsstraße.
Bei einem Barbier frage ich nach, ob sie vielleicht auch Frauen annehmen, Antwort negativ und wo der nächste Damenfriseur ist wissen sie leider auch nicht. Beim nächsten Barbier habe ich mehr Glück, Spitzenschneiden und Undercut rasieren kein Problem.
Er kann es kaum erwarten, schneidet sofort vorn fünf Zentimeter ab und fragt anschließend, ob das so passt. Ok, sage ich, mit angstvoll aufgerissenen Augen. Er schnippelt mit sichtlichem Genuss wild drauflos, die Haare werden immer kürzer. Ob er auch wirklich noch gut sehen kann? Den Untercut möchte er am Liebsten gleich auf null kürzen, aber ich kann ihn dann doch überreden, lieber Stufe drei zu nehmen. Am Ende sieht das Ganze dann doch ganz nett aus und ich zahle ihm die vorher vereinbarten 250 Denar (4 Euro).
In einem Fischladen hole ich mir eine Forelle (ist auch die einzige Fischart die ausliegt). Die Verkäuferin ist sehr nett und tippt in mein Handy den genauen Namen der Unterart (Mavrovska pastrmka, Bachforelle). Später lese ich in der Unterkunft, dass die Ohrid-Forelle, die endemisch in diesem sehr alten See vorkommt, durch Überfischung fast ausgerottet wurde.
Das Braten und Wenden ist in der kleinen Pfanne und ohne Pfannenheber nicht ganz einfach und so sieht der Fisch am Ende etwas mitgenommen aus.
Nach dem Mittagsschlaf bereite ich mich auf die morgige Fahrt vor. Ich töne nochmal die inzwischen schon wieder fast blonden Haare nach, diesmal Haselnussbraun, das Ergebnis gefällt mir ganz gut.
Die dunkleren Haare sind nach meinen bisherigen Erfahrungen wirklich sehr hilfreich und ich fühle mich damit sehr wohl.
Morgen früh verlasse ich Nordmazedonien. Ein an Kultur und Natur unglaublich reiches Land, das leider vor allem im Bezug auf die Abfallentsorgung einiges schleifen lässt.
Ich habe mich hier immer absolut sicher gefühlt und weiß jetzt, das die Preise schon mal je nach Gusto schwanken können. Sehr viele Menschen können gut englisch und wenn nicht, dann ist das auch kein Problem. Selbst in Ohrid, einer Touristenhochburg, waren die Einwohner*innen keineswegs genervt oder aufdringlich, sondern freundlich, offen und hilfsbereit zu mir. Eine Reise in dieses kleine Balkanland kann ich nur empfehlen.